30. März 2015

Martinique - zurück

Meine letzten Tage auf Guadeloupe brechen an, wie schade. Aber es ist auch schön zu erkennen, dass es mir auch hier nach den 2 Wochen trotz einiger Widersprüchlichkeiten gut gefallen hat.

Ich lerne bei Michael einen weiteren netten Gast kennen: Emilie, 28, geboren in Frankreich, Krankenschwester, 5 Jahre in Toronto gelebt, seit einem halben Jahr lebend und arbeitend am Nordpool bei den Inuit!!! Sie hat einen tollen Lebensrhythmus: 2 1/2 Monate arbeiten, dann 4 Wochen frei, und das das ganze Jahr! Verdienst doppelt so hoch wie in Frankreich. Somit hat sie genügend Zeit und Kohle zum Reisen! Es ist total interessant, ihren Berichten von dort zu lauschen! Und - was das Beste ist: endlich mal eine alleinreisende, mutige Frau! Jippieh! Es gibt sie also doch noch: junge, reiselustige, außergewöhnliche Frauen! Das gibt Hoffnung! Wir haben abends zus. mit Michael viel Spaß. Schade, dass ich sie nicht früher getroffen habe. 

Guadeloupe gefällt mir besser als Martinique, wenn es auch mit Marie Galante und Dominica nicht mithalten kann. Ich werde in Hannover einen Reisebericht über alle 6 bereisten Inseln für unseren Trotter schreiben. In dem werde ich die Unterschiede der einzelnen karibischen Inseln noch einmal ausführlicher beschreiben. Ich werde diese Reportage auch hier im Blog veröffentlichen. 

Ich mache noch einen Ausflug zum kleinen Archipel der Heiligeninseln, Les Saintes, 15 Min. Schiffsfahrt von Guadeloupe entfernt. Es liegt 10 km vor der Südspitze Guadeloupes und bildet mit seinen neun gebirgigen, bis über 300 Meter ansteigenden Eilanden eine kleine Welt für sich. Es ist von oben betrachtet das malerischste Refugium der Kleinen Antillen überhaupt.

Mir stellt sich dieses " malerische Refugium"  jedoch anders dar, sehr anders, um genau zu sein. Millionen von Touristen überschwemmen die Insel, gleich 2 Kreuzfahrtschiffe liegen vor der Hauptinsel. Man stürmt die Mopedverleihfirmen, ich u. a. auch, denn, wenn ich schon da bin, will ich auch die Insel erkunden. Viel gibt es nicht zu sehen, nette, aber überlaufene Strände, ein Fort, das war's. ich bin ziemlich enttäuscht und verlasse die ungastliche Stätte recht früh am Nachmittag. 

Am Morgen bade ich noch einmal im erfrischenden Fluß hinter Michaels Haus und genieße ein letztes Mal sein wunderbares Gelände. Wenn noch mal, Guadeloupe, dann nur hier. 

Eine stürmische 4 stündige Überfahrt nach Martinique. Es ist Samstag, es gießt, ist 19.30 Uhr - und, mal wieder keine Unterkunft. Toll. Denke, sicher JEDER auf diesem Schiff wird irgendwie abgeholt oder weiß, was mit ihm/ihr passiert, nur Frau Annette weiß nix, typisch. Will eigentlich zum Zeltplatz, der 1. 1/2 Stunden Autofahrt entfernt liegt. Keine Chance am Samstag Abend. Ein netter Mensch bringt mich zu einem einigermaßen günstigen Hotel (48 Euro), ich bin jedoch happy, nicht auf der Straße nächtigen zu müssen. 

Der Ort Fort de France ist nicht gerade der gastlichste Platz und ich muss noch genau 5 Nächte irgendwo verbringen auf dieser Insel. Ok, schlafe gut. Nächster Morgen, ich muss raus aus dem Zimmer, ist reserviert, packe die Klamotten, stelle sie in einem Hotel daneben ab und mache mich auf die Suche nach etwas Essbarem, NIX ZU MACHEN. es ist Sonntag, ALLES GESCHLOSSEN, keine Kaschemme offen, nur die Kirche ist begehbar, aber die macht auch nicht satt. 
Nach einer Stunde Suchen finde ich eine kleine Bar, die immerhin einen Kaffee anbietet. Meine Stimmung ist ziemlich düster. Wie und vor allem wo kriege ich die Tage rum? 

Und nun passiert das, was nur Leuten passiert, die frei, selbstbewusst, ohne Angst durch die Welt reisen: neben mir sitzt eine sympathische junge Frau alleine am Tisch. Natürlich quatsche ich sie sofort an. Es ist Sabina, ihres Zeichens Schweizer Ärztin (macht jetzt Facharztausbildung Anästhesie), fast 30, steht vor einem Jobwechsel, war gerade für 4 Wochen in Grönland unterwegs, jetzt eine Woche Martinique,  danach Schiffsfahrt mit 6 unbekannten Leuten in 5 Wochen nach Portugal. Ich sage nur: Wow! Na, DAS ist nun schon die 2. klasse Reisefrau! Es gibt sie also doch: die super Frauen ohne Angst mit nötigem Selbstbewusstsein, alleine durch die Welt zu reisen. Es ist unfassbar, sie hat bereits in jungen Jahren enorm viel von der Welt gesehen, ist sogar, genau wie ich, 
alleine über den Karakorum Highway in Pakistan nach China, per Anhalter nach Tibet, mit Fahrrad von dort nach Nepal. Donnerwetter! Sie ist genauso begeistert wie ich, endlich mal eine Frau zu treffen, die ähnliche Reisen  gemacht hat. 
Wir verstehen uns prächtig. Sie ist nicht gerade begeistert von Martinique und stellt auch fest, dass die Karibik für Backpacker nicht das geeignete Gelände ist. Man ist nur umgeben von "wohl situierten" 2 Wochen Urlaubern, die in Ressorts wohnen. Also nix für unser einen. 

Kurz und gut, wir fassen zus. nach einer Stunde den Plan, die Woche gemeinsam zu verbringen. Ich hole meinen Gepäckkram, sie den Ihrigen und wir düsen zur Fähre, die uns in genau 20 Minuten zu einem prächtigen Strand bringt, nach Anse Mitan gegenüber von Fort de France. 

Wir finden ein Traumquartier in einem Häuschen mit Swimmingpool, einem eigenen Strand, einer Bar, netten, wenigen Nachbarn. Wir sind überwältigt von dem Tag, unserem gemeinsamen Glück und stellen fest: so etwas passiert nur Menschen, die den Mut aufbringen, alleine loszuziehen und ohne zu wissen, wie die Tage auf einer Reise verlaufen. Unser Vermieter kann unsere Kennenlernstory kaum glauben und findet uns so klasse, dass er uns die Unterkunft billiger gibt, also bezahlen wir nur für dieses Traumquartier 64 Euro, was wirklich ein guter Preis ist. 

Wir genießen nun die Tage, werden zus. ein Auto mieten und ich düse dann am Donnerstag mit Flieger nach Paris. 
Dies wird also mein letzter Post aus der Karibik werden. Aber natürlich wird es mit meiner Reiserei weiter gehen und ihr werdet weiter an meinen Erlebnissen teilhaben. 

 In 5 Wochen geht's bereits für eine Woche nach Barcelona......

St. Anne, Guadeloupe
Mein geliebter Rum Punch, Rum gemixt mit Früchten, Kokos o.ä.
Zuckerrohr wird gepresst und der Saft verkauft

Mann fotografiert sich mit einer "Selfies-Stange", abartige Züge des 
Tourismus in einem "abartigem Ort: St. Anne auf Guadeloupe. 
Das Wasser sieht auch hier toll aus, aber der Tourismus zerstört jedes evtl. aufkeimende 
Flair des Ortes 


Mein Auto und das Meer 
Mangrovendickicht auf Guadeloupe 
Schiff nach Les Saintes, Heiligeninseln
Blick über das Les Saintes Archipel

Elektroauto auf Les Saintes
Morgendliches Bad bei Michael im frischen Gebirgsfluss

In Michaels Home zus. mit der netten jungen Emelie vom Nordpool 
Wir fahren mit dem Schiff von Guadeloupe an Dominica vorbei, ich winke noch einmal 
meinem netten Örtchen Soufrière zu....schluchz, dann geht es nach Martinique



Fort de France, größte Stadt auf Martinique

Unser Häuschen in Anse Mitan unterhalb von Fort de France, Martinique

....auch mal ein Quartier mit Pool, superklasse 

hauseigener Strand, welch ein Luxus 

Sabina und ich haben den weltbesten Platz ergattert - und gaaaanz wenige Gäste 
In dieser Unterkunft, was für ein Glück! 

Unser Strand vom Boot aus betrachtet


Abendliches Überraschungskonzert in Anse Mitan direkt am Strand 

Der letzte karibische Sonnenuntergang auf meiner Reise 

23. März 2015

Guadeloupe Teil 2

Es wird wieder dramatisch bei Annette. Inzwischen stell ich mehr und mehr Ähnlichkeiten mit den chaotischen Reisen unseres Rudi fest. (Er versucht gerade, sein Auto aus dem tiefsten Zentralafrika nach Deutschland zurückzufahren, wird sicher auch wieder komplett crazy). Einerseits find ich es ja aufregend, was so alles bei mir passiert und meinen Adrenalinspiegel bring ich in ungeahnte Höhen, jedoch wäre auch mir manchmal ein etwas ruhigeres Reisen lieber. Sei's drum, mein Leben verläuft, wie ihr ja wisst, nie ruhig ab, ständig gibt es enorme Höhenflüge und dann natürlich auch immer die dazugehörigen tiefen Abstürze. Und keinen (ständigen) Mann am Hals, was für ein tolles Leben, smile. Aber eins ist es meistens: intensiv, nie langweilig - und das ist auch gut so!

Meine Couchsurfer-Gastgeber Elena und René sind einmalig, selten solch großartigen Leute kennengelernt. Ihre Kennenlernstory ist auch zu süß, beides orthodoxe Christen. Ich werde bewirtet, habe ein tolles Zimmer mit sage und schreibe einem richtigen Bett, sogar zwei. Das ist ja bekanntlich in diesem Urlaub wahrlich selten und ich weiß, dies gebührend zu schätzen. Ich bekomme abends von Elena Schlammfußwickel verpasst, was zwar nur für den Moment hilft, dennoch klasse. Mit meinen Füßen habe ich mehr und mehr Probleme, es ist schrecklich.

Am Nachmittag zeigen Sie mir das alte Fort von Basse-Terre, dann geht's zum Schnorcheln an ein Riff. Sie helfen mir, trotz Zeitmangel, meine restlichen East  Caribian Dollar umzutauschen usw. Sie verreisen bald für ein paar Wochen in die Ukraine, alles muss vorbereitet werden. 

Habe immer noch kein Quartier für die restlichen 8 Tage auf Guadeloupe. Ich buche aus lauter Verzweiflung ein von Roland genanntes Billigquartier bei Pointe-Noir am Plage Caribe,  das er aber auch nicht kannte. Ich bekomme Bestätigung, am nächsten Tag, eine Stunde vor Abreise, jedoch eine Absage mit der Begründung: es gibt keinen Strom. Ich sage: egal, ich komme trotzdem. Nein, nicht möglich. Ok, was nun? Ich möchte meinen Gastgebern nicht auf den Wecker fallen, suche verzweifelt im Netz nach bezahlbaren Unterkünften. Was finde ich bei Airbnb? Eine Ökounterkunft mit Zeltmöglichkeit (Info für Roland: ich glaube die Unterkunft meintest du, in Goyave bei Michael Labuthie, "Back to Zion in the tent"). Ich will da eigentlich nicht hin, weil das scheinbar wieder so ein Katastrophencamp ist wie das entsetzl. Ökocamp auf Dominica. Macht den Eindruck, aber was bleibt mir übrig, also sag ich zu. Immerhin ein Rasta-Camp mit viiiiel Musik von Bob Marley.  Denn: wo ist hier auf der Insel bitte schön Musik? Ich vermisse sie sträflich sowohl auf Martinique, Marie Galante und auch hier. Bisher nur irre tolle, laute Musik auf St. Lucia und natürlich Dominica, also auf den nicht europäischen Inseln. Und die fehlt mir bisher hier total. 

Ich stelle mich auf mind. 2 Std Quartiersuche ein, aber es geschehen noch Wunder: ich finde es sofort. Liegt nicht weit von Guyave auf Basse-Terre, im Wald, ABER: kein Vergleich zu dem vorherigen Mist-Camp. Am Ende eines Weges, sogar mit Straßennamen, nur ca. 5 Minuten Rumpelpiste durch den Wald. Bob Marley-Fahnen hängen an dem kleinen Restaurant mit schöner Wiese. Rasta Man Michael empfängt mich, supernett. Keiner auf dem Platz, nur eine kleine Hütte drauf. Richtiges Klo, richtige Dusche, kleines Flüsschen  zum Schwimmen neben dran. Genau passend für mich. Am Abend lerne ich die Hüttenbewohner kennen und siehe da: nettes deutsches Pärchen mit 4 Monate altem Baby vom Bodensee. Genau mein Geschmack diese jungen Leute. Und Michael wohnt im selbst gebauten Holzhäuschen über seinem Restaurant, bin also nicht ganz alleine. 
Gute Musik bzw. Reggaefilmchen gibt es sonntags auch. Na, was will ich mehr, DAS ist die crazy Atmosphäre, die ich liebe und meine Leutchen in der dzg ebenfalls. Hab's also doch wieder gut getroffen. 

Ich bin wieder in meinem absolutem Lieblingsort auf Guadeloupe: Deshaies, genannt Dehe (ohne h gesprochen. Ach, wenn es doch überall so schön wäre auf Guadeloupe! Hier ist genau die richtige Mischung aus netten kleinen Geschäftchen, süßen Restaurants (mit Wifi sogar), netten Besuchern und sympathischen Bewohnern. Hier muss ich mich sogar bremsen, nicht unaufhörlich Schmuck zu kaufen. 
Bis jetzt sind mir die meisten Plätze auf dieser Insel zu überlaufen, im Wald zu ausgetretene Pfade und vieles Weitere ist nicht nach meinem Geschmack. 

Aber eins steht auch fest, dieses ständige Weiterreisen mit Rucksack (ohne Auto ) ist nix mehr für mich. Im Moment hab ich ja eins, aber die letzten 4 Tage auf Martinique nicht mehr. Die Schmerzen beim Gehen sind kaum noch auszuhalten...
Das jahrelange Rucksackschleppen, auf Busse /Züge warten hat, glaube ich, ein Ende. Entweder in jedem Land ein Auto oder an einer netten Ecke bleiben und von dort aus Ausflüge machen. 

Haus von Elena und René 
Supernette Atmosphäre
Besuch beim Fort Delgres in Basse-Terre




und nun bin ich also wieder in einem Öko-Camp bei Michael.
Das ist die abendliche stage für evtl. Künstler, die bisher noch nicht gesichtet wurden
Mein süßes Eckchen im Garten 
Das Restaurant, das sich auch wirklich so nennen darf.
Michael kocht vegetarisch-kreolisch, sehr gut und er ist nett und hilfsbereit

ein Ausflug heute ins Landesinnere, Urwald ja, aber längst nicht so 
urwüchsig und naturbelassen wie auf Dominica.
Alles mit franz. Touris vollgepfropft.
Besuch im Zoo
Der Norden von Basse-Terre ist leerer und weitaus angenehmer
Ja, so sieht dann auch mal ein Strand aus, nix für mich, da kann ich nur flüchten -soweit mich meine Füße überhaupt noch irgendwohin tragen....