23. März 2015

Guadeloupe Teil 2

Es wird wieder dramatisch bei Annette. Inzwischen stell ich mehr und mehr Ähnlichkeiten mit den chaotischen Reisen unseres Rudi fest. (Er versucht gerade, sein Auto aus dem tiefsten Zentralafrika nach Deutschland zurückzufahren, wird sicher auch wieder komplett crazy). Einerseits find ich es ja aufregend, was so alles bei mir passiert und meinen Adrenalinspiegel bring ich in ungeahnte Höhen, jedoch wäre auch mir manchmal ein etwas ruhigeres Reisen lieber. Sei's drum, mein Leben verläuft, wie ihr ja wisst, nie ruhig ab, ständig gibt es enorme Höhenflüge und dann natürlich auch immer die dazugehörigen tiefen Abstürze. Und keinen (ständigen) Mann am Hals, was für ein tolles Leben, smile. Aber eins ist es meistens: intensiv, nie langweilig - und das ist auch gut so!

Meine Couchsurfer-Gastgeber Elena und René sind einmalig, selten solch großartigen Leute kennengelernt. Ihre Kennenlernstory ist auch zu süß, beides orthodoxe Christen. Ich werde bewirtet, habe ein tolles Zimmer mit sage und schreibe einem richtigen Bett, sogar zwei. Das ist ja bekanntlich in diesem Urlaub wahrlich selten und ich weiß, dies gebührend zu schätzen. Ich bekomme abends von Elena Schlammfußwickel verpasst, was zwar nur für den Moment hilft, dennoch klasse. Mit meinen Füßen habe ich mehr und mehr Probleme, es ist schrecklich.

Am Nachmittag zeigen Sie mir das alte Fort von Basse-Terre, dann geht's zum Schnorcheln an ein Riff. Sie helfen mir, trotz Zeitmangel, meine restlichen East  Caribian Dollar umzutauschen usw. Sie verreisen bald für ein paar Wochen in die Ukraine, alles muss vorbereitet werden. 

Habe immer noch kein Quartier für die restlichen 8 Tage auf Guadeloupe. Ich buche aus lauter Verzweiflung ein von Roland genanntes Billigquartier bei Pointe-Noir am Plage Caribe,  das er aber auch nicht kannte. Ich bekomme Bestätigung, am nächsten Tag, eine Stunde vor Abreise, jedoch eine Absage mit der Begründung: es gibt keinen Strom. Ich sage: egal, ich komme trotzdem. Nein, nicht möglich. Ok, was nun? Ich möchte meinen Gastgebern nicht auf den Wecker fallen, suche verzweifelt im Netz nach bezahlbaren Unterkünften. Was finde ich bei Airbnb? Eine Ökounterkunft mit Zeltmöglichkeit (Info für Roland: ich glaube die Unterkunft meintest du, in Goyave bei Michael Labuthie, "Back to Zion in the tent"). Ich will da eigentlich nicht hin, weil das scheinbar wieder so ein Katastrophencamp ist wie das entsetzl. Ökocamp auf Dominica. Macht den Eindruck, aber was bleibt mir übrig, also sag ich zu. Immerhin ein Rasta-Camp mit viiiiel Musik von Bob Marley.  Denn: wo ist hier auf der Insel bitte schön Musik? Ich vermisse sie sträflich sowohl auf Martinique, Marie Galante und auch hier. Bisher nur irre tolle, laute Musik auf St. Lucia und natürlich Dominica, also auf den nicht europäischen Inseln. Und die fehlt mir bisher hier total. 

Ich stelle mich auf mind. 2 Std Quartiersuche ein, aber es geschehen noch Wunder: ich finde es sofort. Liegt nicht weit von Guyave auf Basse-Terre, im Wald, ABER: kein Vergleich zu dem vorherigen Mist-Camp. Am Ende eines Weges, sogar mit Straßennamen, nur ca. 5 Minuten Rumpelpiste durch den Wald. Bob Marley-Fahnen hängen an dem kleinen Restaurant mit schöner Wiese. Rasta Man Michael empfängt mich, supernett. Keiner auf dem Platz, nur eine kleine Hütte drauf. Richtiges Klo, richtige Dusche, kleines Flüsschen  zum Schwimmen neben dran. Genau passend für mich. Am Abend lerne ich die Hüttenbewohner kennen und siehe da: nettes deutsches Pärchen mit 4 Monate altem Baby vom Bodensee. Genau mein Geschmack diese jungen Leute. Und Michael wohnt im selbst gebauten Holzhäuschen über seinem Restaurant, bin also nicht ganz alleine. 
Gute Musik bzw. Reggaefilmchen gibt es sonntags auch. Na, was will ich mehr, DAS ist die crazy Atmosphäre, die ich liebe und meine Leutchen in der dzg ebenfalls. Hab's also doch wieder gut getroffen. 

Ich bin wieder in meinem absolutem Lieblingsort auf Guadeloupe: Deshaies, genannt Dehe (ohne h gesprochen. Ach, wenn es doch überall so schön wäre auf Guadeloupe! Hier ist genau die richtige Mischung aus netten kleinen Geschäftchen, süßen Restaurants (mit Wifi sogar), netten Besuchern und sympathischen Bewohnern. Hier muss ich mich sogar bremsen, nicht unaufhörlich Schmuck zu kaufen. 
Bis jetzt sind mir die meisten Plätze auf dieser Insel zu überlaufen, im Wald zu ausgetretene Pfade und vieles Weitere ist nicht nach meinem Geschmack. 

Aber eins steht auch fest, dieses ständige Weiterreisen mit Rucksack (ohne Auto ) ist nix mehr für mich. Im Moment hab ich ja eins, aber die letzten 4 Tage auf Martinique nicht mehr. Die Schmerzen beim Gehen sind kaum noch auszuhalten...
Das jahrelange Rucksackschleppen, auf Busse /Züge warten hat, glaube ich, ein Ende. Entweder in jedem Land ein Auto oder an einer netten Ecke bleiben und von dort aus Ausflüge machen. 

Haus von Elena und René 
Supernette Atmosphäre
Besuch beim Fort Delgres in Basse-Terre




und nun bin ich also wieder in einem Öko-Camp bei Michael.
Das ist die abendliche stage für evtl. Künstler, die bisher noch nicht gesichtet wurden
Mein süßes Eckchen im Garten 
Das Restaurant, das sich auch wirklich so nennen darf.
Michael kocht vegetarisch-kreolisch, sehr gut und er ist nett und hilfsbereit

ein Ausflug heute ins Landesinnere, Urwald ja, aber längst nicht so 
urwüchsig und naturbelassen wie auf Dominica.
Alles mit franz. Touris vollgepfropft.
Besuch im Zoo
Der Norden von Basse-Terre ist leerer und weitaus angenehmer
Ja, so sieht dann auch mal ein Strand aus, nix für mich, da kann ich nur flüchten -soweit mich meine Füße überhaupt noch irgendwohin tragen....