31. Mai 2013

Sonnenschein für euch, wenigstens auf Bildern


Vor 3 Tagen war es zwar noch recht kalt bei einem eisigen Wind, inzwischen ist es jedoch auch hier wärmer und angenehmer geworden. Aber ich will um Himmels Willen nicht meckern über das Wetter, wenn ich so lese und höre, was bei euch los ist. Das tut mir ehrlich gesagt wirklich seeehr leid für euch alle und ich drücke wirklich fest die Daumen, dass es endlich bei euch Frühling wird!!!!

ein sagenhafter Stellplatz bei Porto Covo, vor einer netten Ilha, also Insel.
Man sieht mich nur von der Klippe aus
(hier kann man schön meine beiden Solarzellen sehen), bin also
richtig versteckt. Aber es ist eh kein Mensch am Strand und überhaupt dort
unterwegs, was ich bedingt toll finde. Aber auf Dauer
kriege ich dann doch die Krise.
Treffe nur eine ca. 50-jährige Frau aus Deutschland, nicht nur zerrissenes
T-Shirt, nein, auch komplett kaputte Zähne, lebt dort versteckt in einem
Wohnwagen im Wald - ohne Geld!!! Ausgewandert vor 7 Jahren.
Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, als ob sie sich
versteckt halten muss......
Ab und zu "arbeitet " sie als Wäscherin für das Restaurant gegen Speis und Trank.
und das ist meine Aussicht, toll nicht wahr? Und dann der
blaue Himmel dazu!!
von diesem Stellplatz aus sind es nur ca. 10 Minuten bis zu dem ellenlangen
Sandstrand.
aus dem Auto heraus von dem tollen Platz mit neuer Deko im Auto :-)
es geht weiter in den "Norden", bin aber immer noch unter Lissabon.
Dies ist der Strand von Melides.
An dieser Küste bzw. in der ganzen Gegend besteht der gesamte Boden
nur aus Sand. Aus dem Grunde werde ich auf der
nächsten Reise wirklich Sandbleche mitnehmen. Ich
hätte hier nämlich einen ganz tollen Platz direkt am Meer gefunden,
wenn ich mich getraut hätte, die Wege im Wald zu fahren.
So war ich doch vorsichtig.
hier sieht man die Sandwege

Aber auch so hatte ich einen seeehr schönen Standplatz am Waldrand.
Eine Friedens-Lebensgemeinschaft, gelegen bei
Orique, die ich mir auf dem Weg mal anschaue.
Sie sind auch mit Auroville in Indien verbunden.
Und auch mit Findhorn in Schottland, was ich auch bald besuchen werde!
Wenn ihr es vergrößert, könnt ihr die sehr interessanten,
aber auch z.T. merkwürdigen Inhalte dieser Gemeinschaft lesen.
aber immerhin sind "Freakautos" dort
wie in Auroville auch lobenswerte Alternativenergie
sehr interessant fand ich diese Freiluftklos :-)
Nun bin ich zur Zeit in Evora, einem ganz süßen, mittelalterlichen Städtchen
im Alentejo, dem Inneren von Portugal


Ja, und nun geht es zu etwas ganz Perversem der
- natürlich katholischen Kirche

Igreja de Sao Francisco & Capela dos Ossos
Diese Inschrift heißt auf Englisch:
We bones that are here, we are waiting for your's
Einfach nur unglaublich abartig.
MEINE KNOCHEN kriegen die jedenfalls NICHT!
Kapelle der Knochen
Knochen und Gerippe von 5000 Franziskanermönchen aus dem 17. Jahrhundert ,
die diese Kammer gebaut haben, um über den "menschlichen Zustand" zu
meditieren.
Ein mumifizierter Körper hängt an der Wand
Eine Säule aus Knochen und Schädeln
Ich lese diese Abstrusität im Lonely Planet und denke mir, DAS muss ich mir anschauen. Eine der vielen Perversitäten im Laufe der Jahrhunderte der katholischen Kirche, die bis zum heutigen Tage anhalten und sicher auch fleißig weiter gehen werden. Mann o Mann, sag ich da nur.

Habe einen Termin bei einem Automechaniker in der Nähe von Lissabon ausgemacht für nächsten Mittwoch. Will mein Auto mal durchchecken und auch eine kleine Reparatur machen lassen. Die Stunde kostet sage und schreibe 25,-- Euro NUR! Toll. Bis dahin bleibe ich noch im Alentejo-Gebiet und genieße die Sonne, hach wie schöööön. Ich schicke euch ganz viel davon rüber!!!

Übrigens - meine Fähre nach England ist gebucht für den 16. Juli. Sage und schreibe NUR 66 Euro eine Fahrt, irre günstig. Die Fähre nach Marokko soll angeblich für 10 km um die 300 Euro kosten oder so.

25. Mai 2013

Bilder von den letzten 2 Wochen


Das alles ist Elli's Reich mit insgesamt 6 weißen "Bruchbuden" (siehe letzter Post),
einschl. einem ihrer lahmen Köter

"Haupteingang", vor dem ich nicht stehen durfte, weil's zu "nah"
an ihr dran war
Das Haupthaus

Hatte vergessen, sie hat ja auch noch einige Esel
und ansonsten tolle, blühende Natur

kaum ein Mensch weit und breit zu sehen
schöner Platz in Odeceixe an der Westküste am Atlantik

unten ist mein Auto zu sehen. Endlich nette Freaks um mich rum

Ich wandere stundenlang über die Klippen und hier sieht man
den ganzen Strand von Odeceixe
Zuerst ist das Wetter noch toll, am nächsten Tag
verschlechtert es sich leider so sehr, dass ich abhauen muss

die Westküste ist wirklich soooo viel schöner als die direkte Algarve

Und dieser Weg erst.....
könnte tausend Fotos machen
und die Frühlingsblumen überall. Aber alles blüht insgesamt mind.
6 Wochen zu spät. Dieser Winter ist in ganz Europa ungewöhnlich und
noch niemals da gewesen.
Blick vom Auto aus

Ich setze mich oft hin und schaue immer nur und freue mich,  den Atlantik zu genießen




Da ich durch das schlechte Wetter am nächsten Tag sage und schreibe alleine auf einem riesigen Parkplatz über dem Meer stehe, fühle ich mich nun nicht mehr wohl und denke, nur ab in irgendeine schöne Stadt, entweder in Portugal oder in Spanien. Aber - was glaubt man. Ich fahre nach Amograve - und es wird schööööön.  Hab einen irre tollen Standplatz über dem Meer und ein ganz niedliches kleines Fischerdörfchen nebenan. Einen netten Engländer und eine nette Holländerin als weitentfernte Nachbarn (die erste Frau, die ich treffe, die alleine unterwegs ist. Allerdings sollen ja lt. Jeff soooo viele alleinreisende Frauen unterwegs sein, frage mich nur wo, wo wo). Übrigens - man hat jetzt nicht mehr nur einen Hund. Nein, scheinbar schon seit länger Zeit geht der Trend zum Zweithund in ganz Europa (kenne da ja auch einen ganz eklatanten Fall :-)). Die Holländerin hat zwei davon und Jeff auch. Wir gehen spazieren und um mich rum geht's nur um die 4 dämlichen Köter, ist nix für mich....
Wetter ist toll, wenn auch immer noch zu kalt für die Jahreszeit, aber seit 2 Tagen blauer Himmel. Also alles im grünen Bereich.

Und heute war erst mal shoppen angesagt. Mann, das hab ich auch mal endlich wieder gebraucht. War in Milfontes einkaufen. Ein soooo niedliches Städchen. Im Mai jetzt ist alles sooo schön ruhig und leer, eine Wucht, kann ich nur sagen. Finde wieder einen netten Platz gegenüber dem Städtchen, wieder kein Campingplatz, jippieh! Es gibt trotz vieler Verbote für Womos dennoch noch genügend freie Plätze zum Stehen - jedenfalls in der Vorsaison (sag ich ja immer). Eigentlich ein Paradies für Freisteher. Na, das wird ja in England nun ganz anders werden!!

Zur Autoversorgung:  Solar bewährt sich klasse. Hab immer genug Strom, keine Problem mit dem Kühlschrank, läuft sehr gut. Dann wieder einen Tipp bekommen bzgl. 12-Adapter für meinen mac. Hab ich bei Amazon bestellt, kann ich natürlich erst zu Hause im Juli abholen und nutzen. Zur Zeit immer in Restaurants aufladen. Wifi viel in Restaurants vorhanden, kostenlos.
Wasser bekommt man an allen Tankstellen kostenfrei. Entsorgung entweder auf mal Campingplätzen oder aber ich lasse die Düse offen, wie viele Andere auch. Habe ja nichts Naturschädliches in meinem Abwasser. Guten Tipp bekommen bzgl. holländ. Automechaniker an der Algarve und bei Lissabon. Werde ich vielleicht mal in Anspruch nehmen, da eine Platte unter dem Auto für die  Stromverbindung zwischen Koffer und Auto abgegangen ist, funktioniert aber noch alles. Hab sie recht gut hochgebunden, aber wäre nett, die mal zu befestigen. Sonst alles ok mit Auto. Bis auf die Geschichte mit dem Schlüssel im Auto, die aber gut ausgegangen ist :-).  Das das nächste Mal.

Dann hab ich durch die Holländerin eine supertolle Idee als Toilettenlösung gefunden. Wird morgen noch vervollständigt werden. So wird man immer fitter, was das Leben im Auto angeht. Und das Alleinreisen ist auch immer besser, gibt genug Abwechslung. Sicher mal das ein- oder andere Tief - meistens wegen Wetter - dann wieder ein kräftiges Hoch. Also meine ersten 6 Wochen gut im Auto dauergelebt, ist ja auch neu für mich.

so schön kann ein Straßenschild aussehen.
Portugal ist klasse!
ich bin immer wieder begeistert von diesem Weiß und Blau
Milfontes, wo ich jetzt bin - und klarer, blauer Himmel
ist das Cafe nicht süüüüüß?
und diesen Blick habe ich jetzt gleich mit Sonnenuntergang im Hintergrund
Castello und Meer in Milfontes

24. Mai 2013

Eine Fallstudie

Vor einer Woche  surfe ich im Netz und finde eine Adresse bzw. die Internetseite einer deutschen Frau, (ich nenne sie hier mal Elli, da ich ihren richtigen Namen nicht preisgeben möchte) die lt. Internet in Portugal's Landesinnerem wohnt und Miniwohnungen bzw. Zimmer  vermietet. Da sie tatsächlich nur 60 km entfernt wohnt, schreibe ich ihr ein email und frage, ob es ihr Recht ist, wenn ich vorbeikomme. Sie sagt sofort zu und ich mache mich auf den Weg. Ist schon abenteuerlich, ihr Domizil überhaupt zu finden - so mitten im Nichts. An einem "Bushaltestellchen" bei Kilometerstein soundso erahne ich, dass ich diesen Sandweg wohl nehmen müsse. Ich versuche es und es geht mehr recht als schlecht durch die Pampa über tiefe Furchen, Lehm, Hügel, Gras, Sand usw., so ca. 5 km. Irgendwo stelle ich, wie mir geschrieben worden ist, das Auto ab und gehe zu Fuß weiter. Ich muss Zäune öffnen und wieder hinter mir verschließen, gehe weiter über Felder und durch wunderschöne Landschaft. Ich finde eine Stelle mit mehreren kleinen, weißen Häuschen und einem langgestreckten Häuschen mit mehreren Eingängen. Am "Haupttor" klopfe ich mal vorsichtig an, frage, ob ich richtig bin oder wo ich weiter hin muss. Eine Person schlurft irgendwie ran und öffnet. Ich frage: Elli? Ein mürrisches Ja wird mir entgegengeschleudert, dann: Du wolltest doch zu Mittag kommen. Nun hab ich extra Mittagessen gemacht und du kommst nicht. Nun hab ich alles alleine aufgegessen. Mir fällt alles aus dem Gesicht und ich antworte: Um hier her zu finden, braucht man so seine Zeit und ich denke: Na, das fängt ja schon gut an. Sie ist genauso alt wie ich, aber ein körperliches Wrack, sieht aus wie 75. Sie lässt mich herein in ihr geräumiges Wohnzimmer mit einem riesigen Kamin. Draußen scheint die Sonne, innen herrschen eisige Temperaturen, es ist dunkel, alle Fenster geschlossen. Kein Strom, allerdings ein paar Toiletten, sogar mit Wasserspülung.

Sie wird aber netter und erzählt ihre Geschichte. Ich versuche, ihr Leben zu beschreiben:

- in Köln 1953 geboren
- Beginn Medizinstudium, Abbruch nach ein paar Jahren. Sie ist politisch sehr links, aber nicht aktiv.
- mit ca. 25 mehrere Jahre durch Südamerika
- irgendwann in Deutschland Zugunfall, 3 Jahre mit vielen Operationen Krankenhaus, Oberschenkel total kaputt. Bekommt von der Bahn nur eine kleine Entschädigung.
- einen deutschen Mann kennengelernt irgendwo, irgendwann. Er will auswandern, irgendwie,     
  irgendwo hin
- sie erbt ein bisschen Geld
- sie kaufen ein Grundstück von 11 Hektar in der Nähe von Qurique, Portugal. Strikt ökologischer Gemüse- Obstanbau und teilweise auch Verkauf.
- im Laufe der Jahre fällen sie auf dem ganzen Gelände ca. 400 Bäume aufgrund einer
  Baumkrankheit (daran kann man ein bisschen sehen, WIE groß das Grundstück ist
- Mann "arbeitet" ca. 4 Jahre ein bisschen mit auf dem Grundstück, dann säuft und raucht er nur noch
- Ein paar Jahre läuft der Hof plus minus null und trägt sich selber.
- Kein Strom. Zur Zeit 2 Generatoren, von denen 1 immer kaputt ist, der Andere wird meistens auch nicht benutzt.
- Auf dem ganzen Gehöft stehen kaputte Geräte, Pferdekutschen, Boote, kleine Trecker, ein Auto usw.
- Dusche geht nur, wenn man den Generator anschmeißt.
- Sie läuft im Haus stets mit Winterjacke herum, außer natürlich in der normalerweise hitzestarken Zeit im Sommer.
- Sie bauen an, machen 3 Appartements/Zimmer fertig und vermieten ein paar Jahre lang. Es kommen einige Gäste aus umliegenden Ländern. Sie möchte jetzt keine Gäste mehr haben, ist ihr zuviel Arbeit und körperlich geht gar nichts mehr.

- Tiere jetzt:
  1 lahmer Hund, der mal im Zaun hängen geblieben ist, 1 uralter Hund, der nicht mehr richtig sehen kann
  2 Pferde
  ca. 22 Schafe
  2 Vögel im Käfig
  3 Gänse
  1 Hahn
  2 - 3 zugelaufene Katzen, aggressiv
  früher: 2 Schweine, 1 Schwein ist beim Fressen eines Huhnes erstickt, sie müssen es notschlachten. O-Ton Elli: Ach, das war ja sooo schade, aber das Schwein soundso (man mochte es und hatte einen Namen) hat dann auch ganz gut geschmeckt.....
- Das Paar beschließt, dass man Kinder haben will auf solch einem großen Hof
- Elli bekommt vor 22 Jahren Zwillinge, M. und A.
- Die Jungs gehen im Ort 4 Jahre zur Grundschule, sprechen und schreiben fast nur Portugiesisch, zu Hause wird Deutsch gesprochen.
- Sie werden lt. ihrer Aussage im Umfeld "rassistisch" behandelt und man geht in der Schule übel mit ihnen um. Nach dieser Zeit, also mit 10/11 Jahren  bleiben sie zu Hause und gehen nicht mehr zur Schule, "arbeiten" auf dem Hof.
- Die Jungs fangen an zu saufen und haben einen sehr schlechten Umgang mit anderen Jungs im Dorf, ansonsten sind sie immer mit den Eltern alleine.
- Vater macht nichts mehr, meckert nur an Elli herum. Sie hat nicht die Kraft, ihn rauszuschmeißen. Insgesamt 17 lange Jahre lang.
- Vor 10 Jahren schafft sie es, ihn mit Polizei aus dem Haus zu schaffen im Beisein der Kinder.
- Sie kann den Kindern von Baby an nicht ein einziges Mal etwas kaufen, keine Süßigkeiten, keine Schulsachen. Zu einem Weihnachten bekommen sie Hammer und Nägel, was angeblich das schönste Weihnachten war. Die Verwandten schicken Sachen, die sie nicht gebrauchen können.
- Elli hat ab und an eine Arbeit irgendwo, die bezahlt wird. Heute bekommt sie eine port. Rente von 270 Euro !!!! Damit muss sie auskommen. Das Grundstück ist bezahlt. 
- Söhne hängen die letzten Jahre nur rum, Sohn A. gesteht vor ein paar Jahren, früher einer ihrer Hunde erschlagen zu haben, weil der angeblich irgendwo gewildert hatte, was aber nicht stimmt.
- Sohn M. ist vor längerer Zeit mit einer 30 Jahre älteren Frau zusammen, die ihn ausnutzt, er ist verzweifelt und kommt von ihr nicht los. Zu Hause nur alles trostlos.
- Vor einem Jahr macht Sohn M. in einer Scheune (neben der ich stehe!!!) einen Selbstmordversuch und will sich erhängen. Das Dach trägt nicht und er kommt schwerverletzt monatelang von einem Krankenhaus ins Andere.
- Ellis Mutter macht viele Selbstmordversuche, mit ca. 65 klappt es.
- Ellis Schwester in Norwegen möchte, dass Elli Grundstück verkauft und nach Norwegen kommt. Elli will nicht aus div. Gründen.
- Die Kinder werden mit 21 Jahren von Verwandten aus diesem ganzen Elend herausgeholt. Seit ca. einem halben Jahr ist Sohn A. in Hamburg bei irgend einem Verwandten und macht dort seinen Hauptschulabschluss (er kann kaum Deutsch schreiben). Sohn M. ist in Norwegen bei Elli's Schwester und hat einen gut bezahlten Job. Wenn er dort 5 Jahre bleibt,hat er sogar eine anerkannte Ausbildung. Es gefällt ihm aber nur zumTeil bei der Familie, steht in Frage, ob er dort bleibt.
- Elli liebt Weihnachten mit den Kindern. Letztes Jahr sind beide Jungs nicht gekommen. M. sagt, er will nie wieder Weihnachten zu seiner Mutter kommen, weil es in Norwegen so viel besser ist.
- Die Jungs melden sich wenig bei ihr, schicken kein Geld nach Hause, Sohn A. bekommt Harz 4 und hat nichts.
- Elli ist ganz selten in Deutschland (das letzte Mal vor 3 Jahren), sie weiß wenig bis nichts über das jetzige Deutschland. Sie spricht von "Westdeutschland" und wundert sich über meine "moderne" email-Anrede "Hallo Elli".
- Noch niemals Fernseher gehabt, kein Radio. Jetzt aber Internet (wie weiß ich nicht), wo sie auch ab und an drin ist, hat eine web-Seite, die aber jetzt nicht mehr aktuell ist. Handy hat sie und spricht gerne und viel mit wem auch immer. Das ist das Einzige, was sie sich leistet.
- Elli lebt nur in der Vergangenheit, spricht im Detail über viele Ereignisse aus dem Baby- und Jugendlichenalter ihrer Jungs. Sie redet ununterbrochen. Ich lass sie auch reden, da ich merke, dass sie so mal glücklich ist, dass jemand da ist, der ihr "zuhört" (kann nicht stundenlang zuhören, kriege nur die Hälfte mit).
- Elli meint: Wenn nur jede Woche eine/r käme und mit ihr reden würde (so wie ich jetzt), ginge es ihr schon viel besser - aber es kommt keiner.
- Nach ihrem 60. Geburtstag (vor kurzem) ist sie so deprimiert, weil von den ca. 12 Gästen (u. a. auch ihre Schwester) keiner da bleiben möchte und die Schwester den Rest ihres Urlaubes in einem Appartement in der Nähe wohnt. Die Schwester ist beleidigt, weil sie nicht nach Norwegen kommen möchte. Elli nimmt Psychopharmaka von ihrem Sohn, fällt aus dem Bett, Schulter auch noch kaputt.
- Elli kann kaum noch laufen, da ganz stark Arthrose, geht nur noch raus, wenn etwas mit den Tieren nicht stimmt und wenn Heu rein muss (wie sie das schafft, ist mir unklar). Sie wird, wenn der öffentliche Krankentransport die Kranken in den nächsten Ort bringt, "gnädigerweise" vom Hof abgeholt (wenn noch Platz im Auto ist) zum Einkaufen und zurückgebracht. Sie meint, sie wäre glücklich, wenn sie noch 10 Jahre leben würde.
- Elli kann Nähe nicht ertragen. Ein Hof wurde ca. 400 m entfernt von ihr gebaut (angeblich nicht erlaubt), das ist ihr viel zu nahe. Ich will bei ihr vor dem Haupthaus übernachten mit meinem Bus, den ich dann noch vom Feld geholt hatte. Sie möchte das nicht, ist ihr zu "nah", ich soll hinter einem der Bruchgebäude stehen, was ich auch mache.
- Elli hat mit den meisten Nachbarn irgendwie Krach und ist fast IMMER alleine. Im Winter sind die englischen Nachbarn auch nicht da und sie ist weit und breit mit ihren Tieren alleine.
Sie will es so!!!

DAS IST AUSSTEIGEN!!!! Und zwei Kindern ist das Leben 21 Jahr lang zur Hölle gemacht worden.

Ich schwanke zwischen völligem Entsetzen, Mitgefühl, Unverständnis und meinem Bedürfnis, zu helfen. Ich kann es nach einer Nacht, einem langen Vormittag mit ihrem stundenlangen Reden, immerhin einem Spaziergang mit Unterbrechungen und einem Mittagessen (einem Auflauf, den sie extra für mich zubereitet, weil ich am Abend gesagt hatte, dass ich Auflauf mag), nicht mehr in dieser depressiven Umgebung aushalten und fahre ab. Sie tut mir unendlich leid. ich fühle, dass es ihr ganz schlecht gehen wird nach meinem Besuch und die Einsamkeit wird kaum für sie auszuhalten sein. Aber - sie will auf dem Hof bleiben, ihn behalten und ihre Situation nicht verändern. Ich kann ihr nicht helfen. Ich fahre deprimiert ab und denke tagelang an dieses komplett andere Leben einer Frau im selben Alter wie ich.

Bilder vom Hof im nächsten Post.

 

16. Mai 2013

Einmal quer durch's Landesinnere von Portugal, an die Westküste und back ins Landesinnere

Nun bin ich in den Bergen von Monchique, nur ca. 25 km von Albufaira, der Algarve, entfernt auf einem ganz entzückenden Campingplatz. Nur 14 Stellplätze, auf immerhin fast 600 m Höhe mit Aussicht auf das Mittelmeer im weiten Hintergrund, mit nur 6 Autos aus Frankreich, Belgien, Niederlanden und manchmal England - und kein Deutscher, jippieh! Ich bleibe ein paar Tage hier und genieße im/am Auto Internet (deswegen werdet ihr heute zugetextet, da müsst ihr jetzt durch. Wer's nicht lesen möchte, schaut sich die Bilder eben nur an) und die ganze tolle Infrastruktur und werde alles buchen, recherchieren, Bücher kaufen (das wird ja wieder teuer und überhaupt, was der Mensch so alles macht und tut, wenn er endlich wieder mit der Welt verbunden ist. Tja, ich liebe doch sehr die Technik, muss ich schon zugeben. Enthaltsamkeit ist zwar diesbezüglich mal nett, aber Verbundenheit ist auch was...
Übrigens ist hier seit 2 Tagen der absolute Frost von minus 10 Grad mit Windböen der Stärke 35 (kleiner Scherz am Rande, muss sein) eingetreten. In der Tat bin ich vom Meer weggeflüchtet, befürchtete, dass mein Auto nachts vom oberen Rand der Klippen vom Wind umgekippt werden könnte und habe tatsächlich am Abend meine geliebte Queen nicht quer zum Meer, sondern längs hingestellt. Im Moment schüttet es und es sind wirkliche 12,5 Grad!!!! Heizung ist an.

Was ich schon länger erwähnen wollte (diesbezgl. Anfragen wurden gestellt :-)), bestreiten mein Auto und mein Fahrrad einen Foto-Wettbewerb. (Im Moment liegt mein Hippie-Fahrrad vorne. Muss ihm unbedingt auch einen Namen geben) Es ist entzückend zu sehen, wie viele, nette, oft ältere Leute stehen bleiben, wenn ich an ihnen vorbei rausche mit dem "gekrönten Haupt der Aristokratie", oft entsteht ein Lächeln  auf ihren Gesichtern. Ich bekomme dann auch gleich gute Laune und winke oft zurück und alle sind  für ein paar Momente glücklich. Ich bekomme viele anerkennende Worte, was das Alleinreisen angeht (bin inzwischen so um die 4000 km gefahren) und meine Queen wird viel fotografiert und so einige Besichtigungen finden in ihr statt. Sobald mein Fahrrad draußen steht oder sich in Bewegung befindet, tritt dieses in Konkurenz, wird ebenfalls bewundert und fotografiert. (O-Ton: I like her bike!)




:Fahrrad1:
 Es entstehen viele Kontakte dadurch, manchmal wie in Frankreich, sogar ein Adressenaustausch. Ich muss die beiden Konkurrenten, Fahrrad und Queen, abends immer besänftigen, damit keiner eifersüchtig wird auf den anderen :-). Gestern einen wirklichen, ca. 75-jährigen französischen Freak getroffen, der mich fragte, ob ich Buddhistin sei wegen der Innenausstattung meiner Queen.  Dann textete er mich zu mit "La Mère" und Sri Aurobindo aus Auroville, India. Na, und DAS war ja dann MEIN Thema. Hab zwar nur die Hälfte verstanden, aber unsere Unterhaltung war witzig und interessant. Der Mann hatte ein Motorrad in seinem sehr kleinen Auto, sowas wie VW nur anders, kenn nix von Autos, smile. Ich meinte, das wäre bei uns nicht erlaubt, worauf er meinte, in Deutschland wäre ja bekanntlich alles verboten, womit der Mann sowas von Recht hat....

Dann möchte ich - ohne angeben zu wollen, ehrlich - mal meine Französischkenntnisse (nicht mich) loben, Scherz. Ich kann mich inzwischen schon recht gut unterhalten, obwohl noch viele, viele Vokabeln fehlen. Die ersetze ich dann durch Englisch oder Deutsch oder Handzeichen. Ich werde auf jeden Fall diese Sprache intensivieren, da 1. die Franzosen nette Leute sind, 2. es überall auf der Welt reisende Franzosen gibt, 3. ich nach Marokko möchte und vielleicht auch in noch mehr französisch-sprechende Länder möchte. Und in Auroville spricht man natürlich auch überwiegend Französisch.

Eigentlich fahre ich ziemlich wirr durch die Gegend,  rein ins Land, wieder zur anderen Küste, dann wieder zurück, wie ich eben auch so bin. Das kommt daher, dass ich meinen "richtigen" Standplatz mit Freaks (so wie der alte Franzose) noch nicht gefunden habe - und vielleicht nicht finden werde. Dabei habe ich aber viele Traumlandschaften im Inneren gesehen, Berge, Wälder, tolle einsame Täler (wo ich versteckt dann auf Feld und Flur alleine übernachte, toll). Es gibt Tage, da fühle ich mich nicht so wohl. Beispiel: Algarve hinter Tavira, Stellplatz Manta Roto, direkt am Meer. Eigentlich ganz nett. Aber nur die "weiße Ware", also Spießerwohnmobile in Weiß, teuer, ca. 10 bis 15 m lang, alles dabei. Spreche das einzige deutsche, NICHT-Plastikwohnmobil an in der Hoffnung, DAS sind andere Leute, aber, ne, weit gefehlt, spießiger als alle anderen. Sie haben mich dennoch überzeugt, zu bleiben. Hab dann auch 2 Nächte dort genächtigt, am tollen Strand war es alleine sehr nett und es wurde an einem Abend lustig, saßen zusammen mit 3 franz. Pärchen,  hab kräftig gedolmetscht, viel gebechert, viel Spaß mit meinem "Teil" aus Amarante verbreitet (vielleicht erinnert ihr euch, sonst schaut nach), hat viel Spaß gemacht. Aber als dann am nächsten Morgen im Satellitenprogramm Autorennen geschaut wurde, die Bildzeitung auf dem Tisch lag, über die überall hinscheißenden Hippies gemeckert wurde, musste ich sofort weg! Dann treff ich aber auch ganz nette Leute in weißen Mobilen, die klasse sind. Ich will nicht alle über einen Kamm scheren.
Was für ein Genuss: keine Midlifecrisisfrauen wie in ganz Asien.

Hab mir die Mühe gemacht, mal eine Karte aus dem Netz
zu holen, in Power Point zu setzen, Linie zu zeichnen
und euch somit als Foto schicken zu können.
Hier kann man die Algarvetour besser erkennen.
Beim Kreuz, also in der Vallachei bei Monchique bin ich jetzt.
Danach geht's dann  runter nach Portimao, danach wieder an die Westküste
und dann hoch und wie zurück weiß ich noch nicht. 
ich kaufe ein kleines Körbchen mit frischen Erdbeeren,
aber ich muss sagen, sie haben nicht so ganz gut geschmeckt,
ziemlich ohne jeglichen Geschmack
Castro Marim. Über die Brücke geht's nach Spanien.
Ich bleibe aber im schönen Portugal.
Kunst im tollen Landesinneren, in Soudes

auch noch eine süße Mühle mit drehenden Flügeln in diesem zauberhaften Örtchen

ein toller Sonnenuntergang auf einer einsamen Anhöhe mit mir und Queen alleine
das ist meine Aussicht. Ich kann mich gar nicht satt sehen an dieser Landschaft
Queen nun endlich mit Bommeln, die aber so nicht bleiben,
nicht praktisch beim Fahren. Logo sagen die Männer....
eins der herrlichen Häuschen, an denen ich mich auf dem Lande gar nicht satt sehen kann
Skulptur aus Schrott irgendwo unterwegs
Der Ort, ich weiß nicht mehr wie er hieß, eigentlich recht
unbedeutend, aber dieser Gang oben bei dem Castello, toll!
erinnert mich fast ein bisschen an Indien. Oh Gott, schnell weg!!!
wieder an der wilden Westküste. Es windet und bläst der Heinzelmann.....
wie war das noch bei Loriot????
mich wundert, dass das Kirchlein nicht weg fliegt - und
ich dann später auch auf der Klippe





Dieses nette Fischlein lag vor mir auf dem Teller und wollte also von mir gegessen werden. Ich denke am Abend, so nun gehst du mal richtig schön Fisch essen, bin ja schließlich an der Küste, also ran endlich an den Fisch. Bestelle irgend etwas, was sich nach Fisch anhört, dazu Pommes. Der Ober kommt und bringt mir dieses. Ich frage entsetzt: What on earth is this? Antwort: This is your fish, which you ordered. Oh mein Gott. Ich nehme also dieses gepanzerte Etwas, das aussieht wie ein Käfer, der krabbelt, auch noch mit Fühler vorne dran. Ich trenne den "Kopf" ab. Innen drin kommt mir schwarzes flüssiges Zeug entgegen. Ich frage, was das ist: schwarze Sauce!!  Ich  nehme ein kleines Millimeterchen in den Mund, ist wie Gummi. Nicht möglich, DAS zu essen. Ich sage zum Ober, dass ich davon unbedingt ein Bild machen muss. Er kann meinen Wunsch natürlich nicht nachvollziehen und fragt in der Küche, ob man mir das umtauschen kann. Aber der Küchenchef meint natürlich, der Fisch wäre  richtig und gut zubereitet und er wäre so in Ordnung. Ich amüsiere mich mehr als dass ich mich ärgere und bezahle für den Fisch auch nur 10 Euro plus meine 3 Bier, um den Schock zu überwinden. Aber das war es mir Wert. Herrlich. Der Ober entschuldigt sich bei der Rechnungsübergabe tausendmal, aber ich sage ihm, dass es schließlich meine Schuld war, den Fisch ohne Nachfrage einfach zu bestellen. Ok, wunderbares Erlebnis der besonderen Art. Den Fisch vergesse ich jedenfalls so schnell nicht wieder.

Keiner ist an diesem Tag am Strand bei dem stürmischen Wetter


Bei diesem netten Castello in Aljezur treffe ich den crazy Franzosen,
der will sogar von dem Auto UND mir ein Bild.
Na, da freut sich doch mal Eine! Er gibt mir auch noch tolle
Tipps bzgl. eines Alarmsystems für den 12-Volt-Stecker.
Reinstecken und es piept, wenn sich einer dem Auto nähert.
Bin skeptisch, werd mir das aber, wenn möglich, in Frankreich
kaufen.

 Aljezur

Ich finde den Typen klasse, der mir plötzlich
im Wege steht in Monchique

ich übernachte in Monchique sozusagen auf dem Hubschrauber-
landeplatz, Scherz, ein paar Meter daneben. Mal was Anderes.
Sie machen am Morgen ein paar Übungen, leider gehen sie nicht in die Luft.
Habe keine Lust, weiter zu suchen, saukalt, Hunger, Klo,
alles brauch ich. Also bleib ich hier stehen.
Am Morgen sehe ich, dass ich genau vor der Polizei stehe.
Sie sagen nix, in der Hauptsaison sieht das anders aus...


Ja, und so stehe ich jetzt, superklasse.
Wetter sieht so harmlos aus. Am Abend heute pladdert es
und es sind wie erwähnt 12 Grad. In 2 Tagen soll es
wieder besser werden. 
nicht nur dass der Campingplatz direkt am Platz Strom, Wasser, Entsorgung, Tisch
Supertoiletten und Waschräume hat, nein, er hat auch noch
weiter unten in der tollen Umgebung auch noch einen klitzekleinen
Swimmingpool - und das Ganze für 12 Euro. Toll, nur das Wasser
gefriert ja bei den Temperaturen!!!

und eine kleine Mühle ist auch noch beim Swimmingpool 


Und morgen wird gearbeitet und gebucht und überhaupt alles und natürlich wieder viiiiiel gelesen. Mein e-book ist wieder voll im Einsatz und ich bin begeistert, lese wieder Bill Bryson, wie er durch England gereist ist, einmalig der Typ! Gleich heute wieder ein Buch von ihm bestellt. Bin gespannt, wenn DAS wirklich so wird in England, dann kann ich mich auf einige Katastrophen gefasst machen. :-). 

Euch allen schöne Pfingsten und schönes Wetter!