19. März 2015

Guadeloupe Teil 1

Schaut mal in den letzten zus. Post, habe dort zwei wunderschöne Fotos gepostet. 

Von der wunderbaren Insel mit dem eleganten, blumigen Namen Marie Galante trenne ich mich mal wieder schwer, von dem "Zeltplatz" mit den recht skurrilen Bewohnern und Gästen weniger. Ich finde es gut, dass ich auf meinen Reisen auch oft Begegnungen der "anderen" Art habe, dann weiß ich wenigstens, dass es auch außerhalb Deutschlands, besonders aber auch außerhalb von Hannover recht merkwürdige Leute gibt....

Ich hole mein auf einer franz. Internetseite gebuchtes Auto direkt am Hafen ab. Nur unfassbare 21,20 Euro bezahle ich pro Tag, irre. Hab gleich die ganze Zeit bis zum 28.3. bis zur letzten  Schiffsfahrt nach Martinique gebucht, super, also DAS Thema wäre geritzt. 
Nun wisst ihr ja, dass ich bis jetzt fast immer versucht habe, KEIN Gästehaus bzw Campingplatz vorzubuchen. 2 x hat's geklappt, 1 x auf St. Lucia nicht. Ok, ich denke: was soll mir passieren, hab ja das Auto ( einen quietschgrünen Kleinwagen), Marke? Was weiß denn ich, eben Untersatz mit 4 Rädern. 

Ich fahre durch mal wieder eine unbekannte Stadt, Fort-de-France (ich mag keine erstmaligen Stadtdurchfahrten mit gerade gemietetem Auto), schrecklicher Verkehr, irgendwie schaffe ich es Richtung Basse Terre, wie der nördliche Teil der schmetterlingsförmigen Insel Guadeloupe heißt. Es ist sehr trübe und fängt an zu regnen, immer stärker. Auch das noch. Ich umrunde fast schon ganz diesen Teil der Insel,  will zum in der Karte eingezeichneten Campingplatz in Pointe-Noire,  den natürlich keiner kennt. Fahre inzw. 4 Stunden wird langsam dunkel. Ich kriege so langsam einen Hals und gerate in die Annette-Anfangsstufenpanik, die ja manche von euch an mir kennen. Bis ich an einen Mann gerate: ja, DEN Platz gab's mal vor vielen Jahren, jetzt existiert hier keiner mehr. Und was nun? In Asien würde man mal kurz einen kleinen Pimpf bzw. Männchen auf der Straße fragen bzw. man hätte schon ein Quartier angelabert bekommen. Hier? Unterkunft? Das weiß ich nicht, nichts vorgebucht? Das ist schlecht. Ich fahre und fahre und frage Hinz und Kunz, nix. Es wird dunkel. Ich sage denen, ok, dann penne ich hier im Auto vor eurem Mini-Supermarkt, oder? Um Himmels Willen: Nein, das ist auf Guadeloupe zu gefährlich, denn es treiben sich viele Jugendliche des nachts rum. Was tun? 
Ich geh in ein anderes "Geschäft" (Bruchbude), er telefoniert rum, nix, schickt mich zu einem von 2 Kassierern in das Nachbarsupermärktchen. Der Typ gibt sein Letztes am Telefon, kein Erfolg. 

Letztendlich schnappt er mich, sein Auto und sagt mir, ich solle hinter ihm her fahren. Lässt Kasse Kasse sein, rast mit geschätzten 200 Stundenkilometern (Scherz)ca 50ig prozentige Steigungen hoch und runter, ich dahinter, rase, sause, schwitze hinter ihm her. Wenn ich die Berge hoch fahre, sehe ich nicht, wie und ob die Straße weiter geht, weil's danach steil wieder runter geht, kennt ihr sicher. Was ihr nicht kennt, ist das Tempo. Es ist langsam dunkel. Wieder merkwürdige Situation: Annette rast einem wildgewordenen, karibischen Kassierer hinterher, koste es, was es wolle. 

Meine Güte, wir klappern 3 Gästehäuser ab, nix, alles voll. Dann gelangen wir an ein am Ende des Ortes Point-Noire, direkt über dem Meer gelegenes Häuschen mit darunter gelegenen Hütten. Der Besitzer ist verdattert ( sind immer alle verdattert, wenn sie eine Frau alleine reisen sehen), meint, ja klar, er hätte Zimmer/Häuschen frei, ok.  Der Kassierer kann sich endlich seiner Hauptbeschäftigung wieder widmen und rast im Dunklen zu seiner verlassenen Kasse zurück. Ich hätt ihn küssen können, aber davon ahnt der gute Mann nix (Gott sei Dank, die nächste Katastrophe wäre fällig gewesen). Der Besitzer zeigt mir die Bruchbude, fragt so nebenbei nach meinen familiären Verhältnissen und ob wir am Abend etwas unternehmen könnten (das hätte mir gerade noch gefehlt. So weit geht die Dankbarkeit für ein Quartier nun doch nicht). Es geht so steil den Berg herunter, dass ich sogar das Auto nicht mit nehme (mind. 80 Prozent, Scherz, aber nahezu). 3 "Räume" Küche, Bad, Vorzimmer, Schlafzimmer. Toll, aber die Räume sind mind. 20 Jahre nicht benutzt worden, muffige Bude, Türen klemmen bzw. lassen sich eh nicht schließen, Fenster verrammelt,  Wasser spritzt überall raus, wo es nicht raus soll. Badewanne, Dusche geht jedoch nicht, braune Brühe, nix funktioniert in Küche. Dafür nimmt der gute Mann aber FÜNFZIG Euro für dieses Etablissement. Egal, ich bin froh, nicht wirklich auf der Straße nächtigen zu müssen. Man sieht, 2 x hatte ich Glück und habe meine Plätze ohne Vorbuchung erreicht, 2 mal nicht. Man sollte hier auf den karibischen Inseln per Internet gebucht haben, mind. 2 Tage vorher. Aber Annette braucht ja offensichtlich immer die Hardcore Version. 

Aber ich bin so fertig von dem Tag, dass ich doch 2 Nächte bleibe, schaue mir den Norden dieses Teils von G.,  Basse Terre, an, besuche den Bot. Garten, finde auch hier einsame Strände. Ich glaube, die Insel gefällt mir. Wir werden sehen. 
Über den bot. Garten gibt's ein Post-Special von mir, da er der schönste bot. Garten ist, den ich je gesehen habe, also viele Fotos bekommt ihr zu sehen, wenn ich laden kann.

Nun bin ich bei einem sagenhaft netten Couchsurfer-Pärchen, das mich für 2 Tage eingeladen hat. Elena kommt aus der Ukraine, André aus Frankreich, seit 12 Jahren hier, sie seit 5 Jahren. Beide waren Lehrer, der Zahn bzw Zähne der Zeit haben bei ihm im wahrsten Sinne des Wortes genagt, warum auch immer, arm sind sie nicht. Ein tolles Haus oberhalb von Baillif. Auch hier hin wurde ich geführt, dieses Mal mit Arbeits-Lkw, der für sich mich in die kleinsten Straßen gewagt hat, André angerufen hat usw. Irre, wie freundlich und hilfsbereit oft die Menschen in weit entfernten Ländern sind. Keine Mühe ist zu groß. Nur ein klein wenig Freundlichkeit möchte ich nach Hause mitnehmen ins kalte Hannover.....

Jetzt buch ich noch eine Unterkunft (hoffentlich klappt es) für eine Woche danach und dann geht's ab zur Ausgangs- bzw. Abfluginsel.  Aber bis dahin gibt's ja sicher noch das Ein oder Andere zu erzählen....





Eine süße Kirche in Grand Bourg, Marie Galante
Überall wird Zuckerrohr angebaut



Eine der antiken Mühlen für den Zuckerrohranbau




Eine von Bäumen überwucherte alte Mühle 





creol street life in Grand Bourg. Ich hätte diese Damenrunde sooo gerne näher fotografiert, weil sie so typisch sind für das kreolische Leben in der Karibik, aber die linke Dame wollte nicht abgelichtet werden. So hab ich heimlichn das Foto geschossen. Sie sehen so herrlich aus mit den typischen Hüten. 

Nun geht's nach Basse Terre, linker Schmetterlingsflügel Guadeloupe

Das Haus meines überraschten Vermieters

Der steile Weg hinauf
...und der steile Weg hinab zu dem gelben Bruchbudenhäuschen
Blick aus einem der mit Gewalt geöffneten Fenster 
Abend in Deshaies, ein supernetter Ort im Norden der Insel


Besuch des Musée de la Cacao, eine große Plastikkakaoschote zur Ansicht 
mit den frischen Kakaobohnen innen drin

So sehen diese Schoten am Baum aus

Das Gleiche noch mal in Echt

Die hübsche junge Kreolin erklärt alles auf Französisch und für mich als Einzigste auch auf Englisch
Basse Terre

Basse Terre