5. März 2012

Das goldene Land mit den lächelnden Menschen Teil 5


Kalaw und Trekking zum Inle-See

In bin in Kalaw, einem ehemaligen Mittelgebirgserholungsort der Hitze entfliehender britischer Zivilbediensteter (sieht aus wie ein Schweizer Kurort), heutzutage Ausgangspunkt für Trekkingliebhaber. 

 wieder ein tolles Schild am Eingang von Kalaw und vollzutreffend, 
Willkommen im Pinienland!

Golden Lily Guesthouse, süß! Und die beiden Sikh-Brüder erst!!!

eine saubere, geordnete Straße im "Bergkurort" Kalaw

 na, wie sieht die Lage aus, Annette, Friseur gefällig? 
Ne, ich glaube, ich warte dieses Mal doch bis Hannover, smile

 "wunderbare" Fischspezialitäten werden angeboten

wüsste zu gerne, ob's die Oma des Kindes ist oder die Mutter

Blätter zum Einwickeln von Betel, das die einheimischen Männer 
und sogar auch Frauen lieben. Durch den häufigen Genuss haben viele 
Leute "tolle" rote Zähne, auch ein Schmuck!!


Ich bin mir nicht ganz sicher, wie und ob ich Trekking machen möchte, will mir erst mal die „Lage“ anschauen, lande bei indischen Sikh-Hotelbrüdern im Golden Lily-Guesthouse, sympathische Atmosphäre, unterschiedliche Altersgruppen, günstige Preise. Sofort werde ich gefragt, ob ich die Trekkingtour für 3 Tage am nächsten Tag zum Inle-See mitmachen möchte, angeblich KEINE  Steigungen, alles ganz easy, NUR ca. 6 Stunden am Tag laufen, NICHT über Hügel und Berge, NICHT durch die Sonne, sondern im Schatten usw.  Diese Entscheidung überfordert mich natürlich in den ersten 10 Minuten nach Ankunft. Nach einer Bedenkpause und nach Erkundung des Bergdörfchens wage ich zuzusagen unter der Bedingung, dass in meiner Gruppe KEINE 20- bzw. 30-jährigen sind (da ich mit denen auf keinen Fall mithalten kann, dessen bin ich mir bewusst). Neeeeeein, das wäre natürlich nicht der Fall (die Inder lügen natürlich wie gedruckt, lach).
Das Gepäck wird per Auto zum vorher ausgesuchten Quartier in Nyaungshwe am See gebracht, wir tragen nur einen kleinen Rucksack mit dem Nötigsten, Essen wird jeweils vor Ort von einem mitreisenden Koch (natürlich reist er per Moped an, die Sau!!) zubereitet.

Am Morgen erfolgt die Gruppeneinteilung. Ich sehe NUR junge Leute, nicht zu fassen. Oh Gott, oh Gott, na, das wird ja was werden! Ich komme in die letzte Gruppe – und bin happy: 2 nette amerikanische Pärchen in meinem Alter, Bruce, Jeff, (64 und 65), Cynthia und Leanne (etwas jünger als ich), sehr fit und ein belgisches Pärchen – nicht, wie versprochen in unserem Alter, sondern beide um die 30 herum. Wir lachen uns alle schlapp. Vorher hatten sie mir gesagt, das belgische Pärchen sei so um die 40/50, wie plötzlich man jung werden kann!
Die Landschaft ist einfach hinreißend (siehe Fotos) und wir wandern lustig drauf los und lernen uns erst mal gegenseitig kennen. Wir „adoptieren“ zunächst die beiden belgischen jungen Leute und „bedauern“ sie, dass sie das schlechte Los haben, mit uns Ollen losziehen zu müssen. Aber sie sind so süß, nett und witzig und wir alle stellen fest, dass wir zusammen eine soooo tolle Gruppe bilden, wie wir es uns nicht haben vorstellen können. Aber – ich sage euch: es wird anstrengend! Am ersten Tag 18 km, am zweiten Tag 22 km, am dritten Tag 17 km, macht summa summarum 57, mit Umwegen, zusätzliche Berge hoch: 65 km. Mann oh Mann! Ach ja, man hatte mich auch einmal "vergessen", als ich in meinem Rucksack gekramt hatte und man in der Zeit in aller Ruhe die Richtung wechselte zum Lunchen. Dadurch bin ich mindestens 2 km zuviel gelaufen, d.h. an ihnen vorbei, da ich es nicht wusste. Man suchte völlig aufgelöst nach mir (natürlich in der falschen Richtung). Nach einer Weile hab ich einen anderen Guide gefunden, der sehr ärgerlich war, dass unser Guide nicht anständig auf alle Trekker geachtet hatte. Er brachte mich dann zurück zum View Point, also Treffpunkt. Wir hatten aber alle hinterher viel Spaß bei der Aktion, dadurch sind es also noch 2 km mehr mich gewesen, grins.

 Auf die Plätze, fertig, los!

Arbeiterinnen beim täglichen Soll. Was bloß die Männer machen in der Zeit.....

Diese "Hügel" müssen wir rauf und wieder runter, uff!

Jeff, Lianne und Cynthia beim 1. Lunch

und eins unserer belgischen "Adoptivkinder" und Bruce daneben

neben bzw. in jedem Haus hängen diese Wassertüten für den Brandfall, 
ist das nicht zuuuuu niedlich? Kann man nur hoffen, 
dass es nie brennt, lach

ein Familienvater lädt uns zu einer kurzen Teeverschnaufspause ein

....und zeigt uns stolz seine Küche :-)

wir verfolgen eine ganze Zeit lang die Schienenwege, auch 
nicht so ganz einfach, darauf zu laufen, man
muss nur ständig auf seine Füße achten, sonst liegt man lang

ihr könnt sicher verstehen, WIE sehr uns das Myanmar-Bier geschmeckt hat!!!
Da ich immer so komplett fertig aussehe, lasse ich keine Bilder von mir schießen. 

eine nette Blumenverkäuferin

Am ersten Tag erreichen wir das Tagesziel, ein local house, natürlich auf einem Hügel gelegen, wo sonst auch, Abendmarsch im DUNKLEN, inzwischen ist es nicht, wie vorausgesagt 16.00 Uhr, nein 19.00 Uhr. Die jungen Leute vorweg, die Alten hinterher, ich leuchte Bruce hinter mir den Weg durch die Felder, er fällt ein bisschen in die Furchen, egal, wir müssen irgendwie ankommen. 
Natürlich im Haus null Elektrizität, draußen Brunnen, den ich aber abends nicht entdecke. Wir schmeißen uns nur noch im Gemeinschaftszimmer (gibt eh nur eins für alle, einschl. family!) auf unsere „Matratzen“, die aus ca. 1 mm „dicken“ Kokosmatten bestehen. Dafür bekommen wir aber dicke Decken, die wir auch benötigen (es wir recht kalt, da wir im Mittelgebirge sind). Wir sind so platt, dass wir nicht sofort essen können. Die Situation ist schon witzig: keiner weiß, wo was ist, Taschenlampen erleuchten kurzzeitig ein paar Punkte. Jeder kramt so sein Nachtzeug hervor, wir beschließen noch: Wer schnarcht, wird sofort erschossen und dann fallen wir ins Koma. Ach ja, eine ganze Weile später bemerken wir noch, dass sich die ganze family ebenfalls im Zimmer befindet, irgendwo in einer Ecke, ca. 6 bis weiß ich nicht Personen einschl. Kindern, Fernseher läuft auch noch irgendwo. Wo der Strom herkommt, weiß ich bis heute nicht, MUSS ein Generator gewesen sein, aber wir hören nichts rattern. 

 unser wahnsinniges Nachtlager,
aber was gibt es Besseres, als sich irgendwo hinfallen zu 
lassen nach 18 km Fußmarsch?

am Morgen "danach" beim Frühstück. Jetzt sehen 
wir erst einmal, wo und wie wir sind. Nur Bruce bekommt einen Stuhl, 
wir Anderen müssen natürlich auf der Matte Platz nehmen, im 
Schneidersitz, was sonst. Setzen geht noch, aber wie Hochkommen? 

das war also unser Nachtquartier, so so! 

unser "eingeflogener" Koch bereitet uns in dieser Küche
die Mahlzeiten zu, es schmeckt wirklich gut!

ach, und das ist das Klo? Haben wir in der Nacht natürlich nicht 
entdeckt, aber es gab ja genügend Gegend drum rum :-)

Und ein Wasserkanister mit richtigem Wasser drin, wow!
Hätte was dafür gegeben, wenn ich den abends entdeckt hätte!

Die Nacht wird erstaunlicherweise gut (habe auch meine Ohrstöpsel drin) und wir bekommen ein einigermaßen gutes Frühstück serviert. Der Koch ist wirklich gut. Unser Guide beschreibt uns unser Tagespensum: Oh Gott! 22 Kilometer – und Hügel und Felder rauf und runter (wie war die Tour vorher von den Sikhs beschrieben worden? Siehe oben) in der Mittagssonne mit geschätzten 40 Grad, siehe Fotos. Ja, wir leiden wirklich, aber unser Guide ist gut, nach jedem anstrengenden Auf gibt es einen kleinen Stopp und weiter geht’s. 


 es wird uns nie langweilig auf den Wegen, es
gibt immer Interessantes zu sehen







 welch eine Verlockung! Man könnte einfach 
"abhauen" und mit dem Zug zum Inle-See fahren. 
Aber natürlich kommt das bei der netten Trekkinggemeinschaft
nicht in Frage. DAS wird zusammen durchgestanden 
bis zum letzten Meter!

Allerdings sind die schlimmsten Stunden, die in der heißen Mittagssonne ohne Schatten

es wird noch gepflügt wie vor hundert Jahren





Unterwegs ist es wie immer sehr abwechslungsreich: wir entdecken eine Dorfschule, alle toben draußen rum. Wir machen Spaß mit den Kids. Übrigens „schmücken“ sich die Frauen und wie man sieht auch Jungs und Mädchen mit weißer Farbe im Gesicht, gilt als schön. Die Schüler sind also alle anwesend, nur der Lehrer fehlt. Wie uns mitgeteilt wird, kommt es oft vor, dass der Lehrer nicht erscheint und die Schüler müssen unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen!

 Schule mit auf den Lehrer wartenden Kids

keine Kriegsbemalung, sondern "Schmuck", auch für die Kleinsten



sie singen uns noch ein Lied zum Abschied

Weiter geht’s. Wir werden von Familien zum Tee eingeladen, dürfen ihre „Räumlichkeiten“ fotografieren. Gar oft staunen wir, WIE einfach sie leben. Sie wirken zumindest recht zufrieden. Auf den Feldern wird noch gepflügt wie vor Hunderten von Jahren.
Unterwegs treffen wir übrigens immer auf weitere internationale Trekking-Gruppen, die den gleichen Weg beschreiten. Es wird oft lustig, sie immer wiederzutreffen. 

dies ist eins meiner Lieblingsbilder des Trekkings, 
zeigt es doch die Rotvielfalt der Umgebung und die Art der Wege

 und dies Bild zeigt die stundenlangen Wege OHNE Schatten, 
au weia!


Am Nachmittag erreichen wir das Kloster.  Jippieh, eine „Außendusche“, das Wasser (eiskalt natürlich) müssen wir uns aus einem Brunnen vorher mit Eimern herausholen, die Situation ist mal wieder zum Brüllen, wie wir uns mit 1 ½ Eimern „duschen“. Aber: es ist zumindest Wasser!! Wir verbringen die Nacht wie vorher, nur dieses Mal sind die anderen Trekker auch im Kloster und wir sind nur durch Vorhänge voneinander getrennt. Ich finde dadurch diese Nacht nicht so toll. Allerdings dürfen wir noch sowohl am Abend als auch am Morgen um 5.30 Uhr!!!! den Gesängen bzw. Gebeten von ca. 10 jungen Mönchen lauschen, was doch eine ganz spezielle Atmosphäre hervorruft. Wer hat schon mal die Gelegenheit, beim Aufwachen an solch gelebtem Glauben teilzuhaben? 

 das ist das einzige Bild, das ich vom Kloster bzw. unserem Klosterfenster gemacht habe,
schade, hab unser Nachtlager und unsere fulminante Dusche
leider nicht festgehalten, war wohl zu fertig

Der dritte Tag wird kürzer, Buddha sei gelobt! Aber nichtsdestotrotz gleich anstrengend, es geht meistens bergab, aber NUR durch die sengende Hitze. Ich habe das Gefühl, dass es jede Minute heißer wird. Am Schluss trotte ich nur noch hinterher, habe auch Angst, dass ich einen Hitzschlag bekomme (wie gehabt vor 4 Jahren in Pakistan, nur dieses Mal sind keine 4 Männer da, die mich mit Eiswasser kühlen und mir zufächeln, lach).
Gegen 14.00 Uhr erreichen wir unser Ziel, den Inle-See, lunchen erst mal ausgiebig und stoßen mit einem kalten Myanmar-Bier (hervorragend sag ich euch) auf unser erfolgreiches Trekking an. Kann man ein Land noch besser erleben als durch "ertrekken"? Ich glaube nicht. Im Nachhinein waren und sind diese 3 Tage ausschlaggebend für meine Begeisterung für dieses wunderbare Land. Ich bin für mich froh, dass ich noch so fit (wer jetzt das Wort "rüstig" auch nur denkt, den soll auf der Stelle der Blitz erschlagen!!) bin, solch ein Unternehmen geschafft zu haben. Und ich habe mal ein paar Vorurteile ausräumen können bzgl. Amerikaner. Es gibt also doch individuell reisende, nette, witzige, weitgereiste und gebildete Amerikaner – und das in DEM Alter, toll. Wie sie mir sagten, sind allerdings tatsächlich die meisten US-Bürger in Gruppen unterwegs. Sie bilden also wirklich die Ausnahme. Und ich habe eine Einladung nach Oregon und San Franzisco, wenn das nichts ist, lach! Allerdings ist meine Neugier auf Amerika (noch) nicht groß genug! Vielleicht kommt das ja eines Tages doch noch mal.

Wir machen eine 1-stündige Bootstour auf dem Inle-See zu unserem Quartier nach Nyaungshwe und ich versuche, ENDLICH nach 3 Tagen nach Hause zu telefonieren bzw. ins Internet zu kommen, um zu wissen, was nun mit dem Baby ist.  Aber einen ganzen Tag muss ich darauf noch warten, bis ich endlich weiß, dass mit Mutter und Kind alles ok ist.


 und los geht's mit Booten zum Quartier, nach Nyaungshwe





 typische Stelzenfischerhaltung, speziell Inle Lake




 Und natürlich erlebe ich den Inle Lake noch mal abends beim Sunset


Der Inle-See ist nett, die vielen Touris verlaufen sich irgendwie, Nyaungshwe hat eine entspannte, ruhige Atmosphäre, unser Hotel könnte eine bessere Lage haben, aber immerhin bin ich mit den Amerikanern noch zusammen. Leanne hat solche Blasen am Fuß,  dass sie den kompletten nächsten Tag nur noch liegend ertragen kann, bei mir geht’s wieder einigermaßen.

Der See einschl. der Seerosen und den auf Stelzen stehenden Häusern erinnert mich an Kaschmir (allerdings wohnt man da noch toller, nämlich auf Hausbooten, was das Ganze noch spektakulärer macht). Dennoch gefällt mir die ruhige Umgebung sehr mit den goldenen Pagoden und den wunderbaren Menschen. Ich miete mir ein Fahrrad und mache abends noch eine Sunset-Bootstour auf dem See einschl. Fotos der speziellen Inle-See-Fischer. Es hat sich gelohnt, hier her zu kommen. 

Wir genießen noch einmal alle miteinander einen letzten Abend und am nächsten Morgen fliegen Bruce, Cynthia und ich mit Bagan Airways nach Yangon.

Abschied von Myanmar und Flug nach Bangkok im nächsten Post.