29. März 2012

Fazit der Reise

Da ich immer wieder nach meinen früheren Reiseberichten gefragt werde, nenne ich euch noch einmal den Link auf diese Seite:

http://www.umdiewelt.de/Reisende/Autor-865.html




Persönliches Fazit der Thailand/Philippinen/Myanmar-Reise
Es ist erstaunlich, wie sehr sich das eigene Bild einer Reise im Nachhinein verändert. Man sieht Dinge gelassener, entspannter, fröhlicher, differenzierter, aber auch kritischer. Aus dem Grunde ist es gut, dass ich mich jetzt erst abschließend zu meiner Tour äußere.

Tatsache ist, dass ich sehr zufrieden bin mit meiner gesamten Reise durch Südostasien, zufrieden mit meiner Organisation, zufrieden mit dem Alleinreisen, besonders zufrieden, mich kurzfristig entschlossen zu haben, nach Myanmar zu reisen, zufrieden mit den abwechselnden Zeiten der Anstrengung und der Entspannung, zufrieden mit länderspezifischen Erkundungen und dem Kennenlernen der Bevölkerung, zufrieden mit netten, menschlichen Begegnungen mit Reisenden aller couleur, zufrieden mit der Dauer der Reise.

Mein Wunsch, Länder FÜHLEN und nicht nur BEREISEN zu wollen, ist in Erfüllung gegangen. Ich werde diesen Wunsch auf meinen nächsten Touren jedoch noch intensivieren, indem ich länger an Orten verweilen und dort LEBEN werde und mich weniger auf die Jagd nach Sehenswürdigkeiten und Events begeben, wie das viele Andere tun.

Thailand
Die anfängliche Begeisterung von Land und Leuten ist - wie ihr gelesen habt - umgeschlagen in - ich will mich vorsichtig äußern - große Skepsis und Zurückhaltung diesem Land gegenüber. Die einzelnen Horden/Gruppen, die Banalisierung und die extremen Touristenmassen bei berühmten Sehenswürdigkeiten (das Gleiche zum Teil in Myanmar) gefallen mir nicht und es ist nun mal so, dass dies auf meine Befindlichkeit großen Einfluß hat. Ich bin leider auch des Öfteren von Einheimischen wie eine Touristennummer behandelt worden.

Man sieht oft in Tempel, Bussen, Zügen keinen einzigen Thailänder, nur mehr oder wenig sonnengecremte, speckige, grölende Heerscharen aus Deutschland und Russland.

Religiöses mutiert zum Showartikel, die Einheimischen spielen eine Show zum Zwecke des Kohlescheffelns. Selten sieht man ehrliche, leise, in sich gekehrte Frömmigkeit. Der Reisende wird als personifizierter Euro, Dollar oder Rubelschein betrachtet und entsprechend ausgenommen. Kann man es ihnen verdenken, wenn es Touris gibt, die nur mit Kohle so rumschmeißen und sich katastrophal benehmen? 

Dennoch habe ich immer wieder Menschen, oft sind es junge Leute, auf Weltreise getroffen, die dem Land skeptisch gegenüberstehen, es kritisch, aber offen betrachten und  interessiert und intelligent bereisen. Diese Menschen waren immer wieder eine Erholung und Beruhigung für mich. An euch kann ich nur appellieren: erhaltet euch die Skepsis, Neugier und mutiert NIEMALS zu Gutmenschen (Näheres dazu unten), die alles und jeden kritiklos annehmen - und vor allem: reist NIEMALS in Gruppen!

Ich möchte Thailand nicht in seiner Gänze verurteilen (kann ich auch nicht, da ich nur einen Bruchteil gesehen und erlebt habe) und möchte nicht sagen: Nie wieder reise ich in dieses Land, aber wenn man Thailand bereist, muss man eben wissen, dass es "Klein-Mallorca" ist und der Tourist als Geldmaschine betrachtet wird.
Ich war im letzten Jahr für ein paar Tage in Nordthailand (Landweg nach Laos). Dort erschien mir das Land weniger touristisch, local people waren freundlicher und vor allem herrschte dort noch eine etwas ruhigere, relaxtere Atmosphäre vor.

Philippinen
Hier ist genau das Gegenteil von Thailand passiert. Die anfängliche Skepsis, ich möchte fast sagen Vorverurteilung ist einer großen Begeisterung gewichen. Hat man erst mal Manila verlassen, bietet sich einem ein Land voller spannender Geschichten und unvergleichbarer Natur. Die Reisterrassen im Norden sind es Wert, als Weltkulturerbe zu gelten. Die Leute sind ausgesprochen freundlich, hilfsbereit, NICHT aggressiv, man spricht fast überall Englisch. Man kann sich auf unbewohnte, kleine Inseln fahren lassen und die weißen Strände genießen. Die Reisenden kommen aus Australien, Japan, China, Korea. Oft trifft man Lehrer aus allen Teilen der Welt, die seit Jahren in Japan oder Korea Englisch unterrichten.

Eins ist noch wichtig zu erwähnen: Fast keine Gruppen überschwemmen die 7000 Inseln, meistens sind Individualreisende unterwegs (mal abgesehen von den Koreanern :-(). Man kann sich unbesorgt sowohl am Tag als auch in der Nacht sorglos bewegen, ausgenommen Mindanao. Auch das soll eine schöne Insel sein, aber nicht alle Orte sind gewaltfrei und man sollte vorsichtig sein. Touristen bereisen diese Insel recht selten (für mich natürlich ein Grund, dort mal hinzureisen).

Allerdings muss man auch erwähnen, dass das Preis/Leistungsverhältnis auf den Philippinen nicht immer stimmig ist, Unterkünfte bieten weniger und kosten mehr, verglichen mit Thailand, manchmal muss man sogar "Eintritt" auf Inseln bezahlen. 

Die Philippinen sind eine Reise wert. Wer das besondere Etwas sucht, wird es hier finden. 


Myanmar
Ein archäologisches und goldenes Kleinod, DAS Juwel Asiens, Thailand vor 40 Jahren, ein lächelndes Land, eine einzige Pracht! Selbst in Orten mit den größten Sehenswürdigkeiten und den extremen Touristenmassen herrscht immer noch eine entspannte, ruhige Atmosphäre, was meiner Meinung nach auf die ehrlich freundlichen Menschen zurückzuführen ist (im Gegensatz zu den inzwischen total genervten Thailändern). Religiösität, also Buddhismus, wird GELEBT, nicht für Touristen GESPIELT.

Es ist aber auch ein anstrengendes Reisen in Myanmar, da die einheimischen Busse entsprechend alt sind und die Fahrten dauern noch sehr lange. Es sei denn, man reist in Touristenbussen mit Massen, die, wie schon erwähnt, jetzt mehr und mehr einfallen. Aber: nur mit einem kleinen Bötchen über den Fluss - und man ist alleine und kann noch alles und jeden genießen. Es gibt noch genügend Ecken des Landes, die noch nicht überlaufen sind. Nachteil: in manche Gegenden kommt man nur mit Flieger und das ist umständlich, da man oft nur über Yangon dort hin kommt. Man muss sich also gut vor der Reise überlegen, wo man hin will.
Ein Land, an das ich immer mit einem Lächeln und mit einer großen Dankbarkeit denke!
-------
Betrachtung über die Veränderung des Reisens in den letzten 30/40 Jahren:
Ich habe Borneo vor vielen vielen Jahren alleine umrundet. Teilweise habe ich KEINEN einzigen europäischen Reisenden gesehen. Es war sogar so, dass ich mich gefreut habe, wenn mir mal ein Europäer entgegen kam und wir uns austauschen konnten über die manchmal großen Probleme der Infrastruktur. Damals habe ich es nicht wertschätzen können, WAS das für ein Luxus war, solch ein Land zu dem Zeitpunkt bereisen zu können. Jetzt bin ich mir dessen bewusst, was das für eine einzigartige Zeit war.

Reisen wird für immer breitere Kreise zu einem derart populären Phänomen, dass die Folgen auf Natur, Land und Leute, aber auch auf die Reisenden selbst vielerorts bedrohend werden. Reisen wurde für Wohlstandsgesellschaften zur populärsten Form von Glück, wie dies einmal Hans Magnus Enzensberger ausdrückte. Und weil dieses Glück ein rares und dennoch freies Gut ist, sind Millionen von Menschen unterwegs, jahrein, jahraus, in Gruppen oder individuell. 
Ich zitiere Dr. Hansruedi Müller: "Wenn Millionen und Abermillionen unterwegs sind, um Unterschiede und Eigenarten von Menschen, Orten und Landschaften zu erfahren, beginnen sich eben diese Unterschiede und Eigenarten im Schutt der Vereinheitlichung aufzulösen: Der Einfall touristischer Horden führt zur Ausrottung des Schönen."
Wie überall auf der Welt besteht die Gefahr der Vermassung, der Banalisierung oder McDonaldisierung des Reisens. 
"Man sollte allen Globetrottern ein paar Prinzipien suggerieren: be-nehmen statt nehmen, zu-hören statt hören, be-greifen statt greifen, ver-stehen statt da-stehen, be-gegnen statt ent-gegnen, er-leben statt aus-leben, achten statt verachten, lachen statt aus-lachen, fragen statt antworten, suchen statt finden".

Ich zitiere zum Schluss meinen Lieblingsautor Andreas Altmann (www.andreas-altmann.com), der wie immer genau das ausdrückt, was auch ich fühle: Frage an AA: Was ist für dich das Wichtigste am Reisen? "Nie zum Gutmenschen zu mutieren, der sich weigert, einen Schweinehund einen Schweinehund zu nennen. Nie kuhblöd an der Wirklichkeit vorbeigehen. Immer bereit sein, sie auszuhalten. In ihrer Pracht, in ihrer Brutalität."

Mein Wunsch: Hungrig bleiben nach mehr Wissen und eigener Erfahrung, Horizonterweiterung und neuer Inspiration.  Die Zeit von vor 30/40 Jahren kommt nicht wieder und ich muss lernen, mit den unausweichlichen Gruppenreisenden relaxter und gelassener umzugehen. Und wenn ich die Touristenmassen eines Tages dennoch nicht mehr ertragen kann, werde ich das wunderschöne Europa mit meinem neuen Reisebus erkunden (was ich eh vor habe in den nächsten Jahren).
Reisen - wohin auch immer - wird nach meiner Familie das Wichtigste in meinem Leben bleiben, denn:
Tausend einmalige Erlebnisse bleiben für immer in lebendiger Erinnerung. Dieser kostbare Schatz bereichert mein Leben  und kann mir von Niemandem genommen werden.

Um euch noch neugierig zu machen: Meinen nächsten Flug habe ich bereits gebucht und in 9 Wochen geht's bis Ende des Jahres wieder los, freu!