15. Mai 2018

2015 Martinique und St Lucia

Nun bin ich schon seit 4 Tagen auf St. Lucia und ihr seid überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden.

Also: Martinique war klasse, das Zelten weniger. Nur durch meine tolle, teure Thermarestmatte und das Stühlchen konnte ich überhaupt überleben. Aber für das ständige "Imsandliegen" und auf dem Boden rumkriechen bin ich wohl doch zu alt, zumal kein Kocher dabei. Mein Frühstück bestand, besteht auch jetzt teilweise und wird mich noch die nächsten Wochen begleiten, aus Mineralwasser und Grapefruit oder Bananen, was nicht das Schlechteste ist zum Abnehmen.  Da ich nichts lagern kann im Zelt, keine Kühlgelegenheit habe, bleibt nicht viel über. Preise sind unglaublich hoch auf Martinique, Essen gehen ist nicht drin, bleibt nur Obst, manchmal Gemüse oder im Lokal am Strand trockenes Hähnchenbein mit Pommes, Getränk für sage und schreibe 18 Euro.
Der Transport geht einigermaßen, ein Taxico (10 bis 15 Personen geeignet) kostet ca 10 Euro für die Strecke zur Fähre, 1 Stunde.

Nun aber zum Positiven: der Strand liegt vor meiner Nase, bin oft stundenlang im Wasser und genieße Meer und Sonne satt. Abends gehe ich in das nahegelegene Örtchen. Lerne einen deutschen Langzeitsegler kennen, den Sibille in der Karibik mal gefragt hat, ob sie mit ihm und seiner Frau mitsegeln könne. Hätte er gerne, jedoch Boot wäre zu klein. Er hat sie weitergeleitet an einen, der mit ihr wohl später durch den Panamakanal gesegelt ist und von ihr und ihren Seglerbegabungen und Kochkünsten total angetan war. Erinnerst du dich Sibille? Wir haben einen netten Abend, er reist mit Boot seit mehr als 20 Jahren, hat Weltumsegelung gemacht, interessant, aber Mann ü 70 mit Goldkettchen ist dann doch nicht nach meinem Geschmack.

Ich mache Autostop, ein netter junger, scheinbar einsamer Franzose hält an, nimmt mich mit und bringt mich statt zu seinem Ziel, direkt zu meinem Campingplatz. Er fragt mich etwas in der letzten Minute. Ich verstehe, dass er mit mir einen trinken möchte. Klar, warum nicht. Aber nein, DAS möchte er nicht. Er möchte irgendwas mit bubu, oder tchi tchi oder tirili in meinem Zelt. Ich ahne es, breche aus vor Lachen und meine, ne, tirili in meinem Zelt ginge nicht, wär zu klein, worauf er natürlich zu Bedenken gibt, dass er nicht viel Platz bräuchte mit mir zus. Das glaube ich ihm, mache mich jedoch flugs von dannen. Dinge erlebt frau so auf Reisen...

Ich stelle auf Insel Nr. 1 fest: es geht nix ohne Auto. Man ist sozusagen "stuck on the island".
Morgens um 6 Uhr raffe ich alle Sachen zusammen und latsche mit meinem inzwischen 21 kg wiegenden Rollsack zur Haltestelle, dann 1 1/2 Std und ich bin an der Fähre. Nochmal  die gleiche Zeit und ich bin in St. Lucia. Werde abgeholt von Lyz, einer Couchsurferin, 58,  und ihrem Sohn. Durch den Stau geht's in den Norden der Insel zu ihrem Haus. Es liegt oberhalb von der Rodney Bay und man hat einen tollen Blick über die ganze Bucht. Sie ist auf der Insel geboren, hat 3 Töchter, 1 Sohn. Sie zeigt mir Bilder der Töchter, unfassbar schöne Frauen. Eine war angeblich Miss World, mein Gefühl weiß nicht, ob es das glauben soll. Egal, es ist supernett mit ihr. Ihr Mann, ein überaus gut aussehender, hochgewachsener Typ, aufgewachsen in England, dann Trinidad, wo er und Lyz sich kennengelernt haben. Sie haben zus eine it-Firma.
Am nächsten Abend mache ich für alle einen deutschen Nudelauflauf, den alle begeistert zu sich nehmen. Wir genießen Oldies aus meinem Speaker und alle sind zufrieden.

Ich staune über St. Lucia: alles ist total anders als auf dem europäischem Martinique. Logo, ist ja auch eigenständig, man zahlt mit EC Dollar oder American Dollar. Alles ist amerikanisch, laut, schnell aufbrausende Menschen, ich bin im Amüsierviertel von St. Lucia gelandet, oh mein Gott, und das ich! Rechte Straßenseite Esslokale, linke Seite Hotels! Na, das fängt ja gut an. Lyz bringt mich zur Bay und ich will sehen, wie ich den 1. Tag rumkriege. Mir fällt nicht viel ein, ich setze mich an eine Einfahrt zum Hafen und schaue erst mal auf die einfahrenden Milionärsjachten, komme mir ja sooo arm vor!
Was soll ich bloß den ganzen Tag machen? Und wie das Leben so spielt, es kommt anders als man/frau denkt.
Ein Mann kommt an diese komische Ecke, sieht mein deutsches Buch und spricht mich an. Er ist Schweizer, wir sprechen lange und gehen nach einer Weile Richtung Hafen. Stundenlang unterhalten wir uns angeregt und plötzlich stellen wir fest, dass wir uns bereits kennen. Ich falle tot um. Wir waren vor 4 Jahren auf dem selben Boot auf Boracay, Philippinen, hatten uns auch da lange unterhalten. Unfassbar, und das stellen wir nach so vielen Stunden fest. Er fährt am nächsten Tag weiter nach St Vincent. Ich bleibe, nett war's. Man sieht, wie klein die Welt ist.

Ich fahre mit Bus 2 1/2 Stunden NUR durch grünen, dichten Jungle mit 1000 und einer Kurve Richtung Soufrière. Unterwegs muss der Busfahrer anhalten, da bei mir alles oben wieder rauskommt vor lauter Kurven. Mir wird gesagt: Camping? Gibt's nicht auf St. Lucia, na klasse, stand im Buch.  Eine Frau bringt mich zum Tourist Office und mir wird ein Guest House an einem steilen Berghang genannt, das ich noch einigermaßen bezahlen kann, 40 Euro. Ich ziehe meinen Rucksack irgendwie an Straßengräben vorbei, es geht steil den Berg hinauf, ächze vor Hitze, der Schweiß läuft mir nur so runter, eine Stunde vergeht mindestens auf der Suche nach meinem Zimmer.  Ich frage mich, warum ich mir in meinem Alter so etwas noch antue, ärgere mich. Natürlich hilft keiner. Völlig fertig komme ich in der Pension an, 40 Stufen muss ich mein Gepäck hochwuchten, keiner da, klasse. Egal, ich muss erst mal wieder zu mir kommen nach dieser Tortour. Nach einer Stunde kommt Lady und gibt mir das "beste" Zimmer. Bruchreif ist gelinde ausgedrückt, nichts geht. Kein Strom, Kühlschrank funktioniert nicht, Elektrik wird repariert, "Küche" komplett versifft, Toilette muss jeden Tag repariert werden, ABER: DIE AUSSICHT ist der Hammer! Überblick über die ganze Bucht, Segelschiffe, die anlegen, Fischerboote. Ist ein Eckzimmer mit Balkon! Es entschädigt für alles und ich halte die Klappe, genieße nur noch. Muss mich erst mal an die amerikanische Art von Karibik gewöhnen. Ich liebe ja laut dröhnende Musik. Hier komme ich auf meine Kosten. Reggae in Hochform mit "Hunderttausend Volt". Rasta Man, typisches Karibik Feeling. Zuerst kann ich mich nicht an diese so andere Lebensart gewöhnen, jedoch geht's jeden Tag besser. Hier wird man/frau belästigt bzgl Geldmacherei, fast wie in Asien. Es herrscht eine locker, laute, fröhliche Lebensart, die mir doch so langsam anfängt zu gefallen. Das Örtchen Soufrière gefällt mir. Bin jeden Abend im gleichen Lokal " über" dem karibischem Meer und trinke Cocktails noch und nöcher.

Noch ein Event in dieser Bruchbude: es ist Valentinsnacht, ca 4.00 Uhr morgens. Es schüttet draußen aus Kübeln auf das "wunderbare" Blechdach, ich wache auf von dem Lärm. Ein Presslufthammer ist nix dagegen. Irgendwas ist vor meiner Eingangstüre am Gange. Ich höre ab und an ein Wimmern, leichtes Rappeln an meiner Tür. Mein Gott, was ist das? Ich klettere auf's Sofa, versuche rauszuschauen, nix. Ich halte krampfhaft den Schließknopf zu, warte. Mir wird Angst und Bange. Ich geh auf meine Terrasse und schaue um die Ecke - und was sehe ich? Ein nackter Mann und eine halbnackte Frau " vergnügen" sich auf MEINER Terrasse. Ich sage: Hello? Hab es vermieden zu fragen: what are you doing there? Wär zu blöd gewesen , weil klar war, was dort lief. Antwort: Shall we go to our room? Ich meine, ja, das wäre doch mal eine Maßnahme! Oder ob ich mitmachen könne? Scherz, vielleicht wär das ja auch eine Option gewesen, oder was meint ihr?

So vergehen die Tage in St. Lucia. Ohne Auto ist' s jedenfalls doof. Irgendwie komme ich doch mit Glück zu den zuckerhutförmigen, fotogenen Berge, Gros Piton (798 m) und Petit Piton (736 m), die sich bei Soufrière steil aus dem Meer erheben und als Wahrzeichen der Karibik gelten. Sie sind das Resultat der vulkanischen Tätigkeit in erdgeschichtlicher Zeit.
Insgesamt ist die Insel von außerordentlicher landschaftlicher Schönheit und trägt zu Recht den Beinamen "Helen of the Caribbean".
Ich fahre zum angeblich einzigen befahrbaren Vulkan der Welt (oder der Karibik, das ist nicht so ganz klar), den Sulphur Springs, genannt auch "Drive-In-Volcano".Es stinkt nach Schwefel, sieht alles sehr bizarr aus, siehe Fotos. Diese dampfende und kochende Landschaft gab Soufrière den Namen.

Trotz meiner seit Wochen schmerzenden Füße laufe ich sehr viel und es geht zum Diamond Botanical Gardens, Waterfall and Mineral Bath. Dort bleibe ich teilweise 3 Stunden im Wasser. Ein weiterer Pool, bzw. 3 Becken,  sogenannt "Jerusalem Bath" befindet sich mitten im tropischen Jungle und ich lass mich wieder durchweichen. Ein herrlicher Treffpunkt, um interessante Reisende zu treffen, meistens allerdings Amerikaner 😁. Aber ich treffe doch auch mal "selbst organisierte" deutsche Mädchen. Sie sind süß. Eine hat ein halbes Jahr auf Martinique studiert, macht jetzt mit ihrer Freundin auf St. Lucia Urlaub. Sie sind auf Martinique beklaut worden aus dem Mietauto, aber, ist es wirklich ratsam, Geld und Pässe im Auto zu lassen? Wohl eher nicht. Wieder andere 3 Mädchen aus Deutschland treffe ich abends in meinem Stammlokal, sie verbringen 3 Wochen hier auf St. Lucia, finden es auch toll hier.

Jeden Tag krieche ich irgendwie einen Hügel hinauf, um wieder einen spektakulären Ausblick zu ergattern, oft jedoch werde ich von netten Leuten mitgenommen, wofür ich sehr dankbar bin. Ja, ergibt sie, einige wenige Einzelreisende, wenn auch wenige. Es ist eben allen zu teuer hier. In St. Lucia gibt es leider auch wieder bzw überwiegend die unvermeidlichen Gruppen, auch natürlich aus Deutschland. Kommentar? Nein, lieber nicht..

Nach einem Aufenthalt von 8 Tagen auf St. Lucia werde ich nun morgen in den Hauptort nach Castries fahren und übermorgen geht's mit Schiff weiter nach Dominica.
Es bleibt spannend. Das Reisen ist und bleibt eine riesige Herausforderung für jeden Einzelreisenden in der Karibik und ist nach meinen bisherigen Erfahrungen auf meine Art jedenfalls nicht zu empfehlen, zu teuer, zu schwierig, ständige Organisation von teuren Unterkünften, Fähren, Busse, Taxen.

Häuser auf Martinique
Firmung in St. Anne auf Martinique

Das ist die bekannte Schiffslinie, die 4 Inseln verbindet und die mich nach St. Lucia bringt



Ankunft in Castries, St. Lucia, ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen 

Lange Prozedur beim Check-In, das Mädchen ist zu süß

Aussicht von meiner Couchsurferin Lyz im Norden von St. Lucia, im Vergnügungsviertel Rodney Bay

Lyz and Peter, my hosts
Der entsetzliche amerikanische Strand der Rodney Beach im Norden der Insel 

Ein buntes Boot nach meinem Geschmack, es verkauft Obst und Gemüse 

Das ganze Flair erinnert mich total an Florida, hier treffe ich Kurt wieder, den Schweizer

Markt in Castries

Rumverkauf

Aussicht von meinem Balkon, unfassbar schön

Mein Guesthouse von unten, nach fast jedem Aufstieg muss ich sofort duschen

"Royal Clipper", das größte segelnde Kreuzfahrtschiff der Welt, Nachbau der legendären Pamir
(Info von Sibille)

Segel werden gehisst

Hochzeit in Soufrière. Die ganze Karibik ist katholisch

Schlammbad im Schwefel 

"Drive-In-Vucano", alles dampft


Die Drei freuen sich am erfrischenden Wasser

Sugar Beach, Unterkunft ca. 2-3000 Dollar die Nacht. Einer der berühmten Pitons im Hintergrund , der Ändere ist hinter mir

Die beaches sind frei zugänglich, auch wenn sich dort immer Luxus-Ressorts befinden. Ein großer Nachteil von St. Lucia: an jeder schönen Beach befindet sich eine solche "Plage " der Reichen


Noch einmal Aussicht von meiner Terrasse, kann mich gar nicht satt sehen



Jungle

Das Wasser hat den Felsen durch den Schwefel so gelb gefärbt,  Diamand Fall


Straße in Soufrière , alles sehr gepflegt

Soufrière 
Es kommt ein einheimisches, sonntägliches Ausflugsboot vorbei. Nicht zu beschreiben, welche Lautstärke dort herrscht. Wacken ist nichts dagegen. Ich liebe Musik und auch die Lautstärke, ach wenn ich doch die Musik und auch nur einen Bruchteil der Lautstärke in das sooo unmusikalische Hachenburg bringen dürfte....

Ich bleibe hie in diesen warmen Quellen sage und schreibe 3 1/2 Stunden. Ständig kommen interessante Reisende