KAMBODSCHA
das Reich der Khmer mit seinem Weltkulturerbe - dem Königreich der 100 Tempel von Angkor
Ein Land zwischen kultureller Ausbeutung und touristischer Vermarktung
Es ist noch dunkel, als ich den Rücksitz des kleinen Motorrades
mit meinem kambodschanischen Führer besteige und mich mit lautem Geknattere in
den ersten Stau des Tages einreihe.
Heerscharen von Besuchern wollen den Sonnenaufgang hinter der fünftürmigen Kulisse von Angkor Wat erleben, ein Anblick, der fast jeden Reise-katalog und Werbeprospekt über Kambodscha ziert. Am frühen Morgen erheben sich die Türme , die den Mittelpunkt des Hinduuniversums symbolisieren, dunkel gegen das Dämmerlicht des Himmels. Es ist eins der schönsten und größten religiösen Denkmäler, die je geschaffen wurden. Auch ich möchte noch vor der immer größer werdenden Touristenschar, die in den nächsten Jahren über das Land hereinbrechen wird, das Königreich Kambodscha besuchen.
Ich will sehen, wie seine herrlichen Tempel und Monumente drei Jahrzehnte Krieg, Bürgerkrieg und Hungersnot überstanden haben und die in Gefahr laufen, immer mehr von einheimischen Banditen geplündert zu werden.
Heerscharen von Besuchern wollen den Sonnenaufgang hinter der fünftürmigen Kulisse von Angkor Wat erleben, ein Anblick, der fast jeden Reise-katalog und Werbeprospekt über Kambodscha ziert. Am frühen Morgen erheben sich die Türme , die den Mittelpunkt des Hinduuniversums symbolisieren, dunkel gegen das Dämmerlicht des Himmels. Es ist eins der schönsten und größten religiösen Denkmäler, die je geschaffen wurden. Auch ich möchte noch vor der immer größer werdenden Touristenschar, die in den nächsten Jahren über das Land hereinbrechen wird, das Königreich Kambodscha besuchen.
Ich will sehen, wie seine herrlichen Tempel und Monumente drei Jahrzehnte Krieg, Bürgerkrieg und Hungersnot überstanden haben und die in Gefahr laufen, immer mehr von einheimischen Banditen geplündert zu werden.
Angkor ist zum Synonym eins zu Stein erstarrten Traumes
geworden. Das Wort steht für eine mythische Hoch-kultur aus der Zeit der
Jahrtausendwende, die nach ihrer Blütezeit im tropischen Urwald versank und
zweimal, 1860 und 1992, für die westliche Welt wiederentdeckt wurde. Angkor’s
Umgebung hat die dichteste Ansamm-lung von Tempeln auf der Welt. Geographisch
betrachtet umfaßt der Begriff Angkor eine Fläche von 232 qkm. Es ist die Seele
des Volkes der Khmer und wurde 1992 zum Erbe der Menschheit gekürt und seine
einzigartige Architektur und die romantische Lage inmitten eines
verschwenderischen Urwaldes bringen selbst welterfahrene Kunstreisende zum
Schwärmen. Fast alle Tempel sind noch wie bei ihrer Entdeckung eingehüllt in
ein dichtes Kleid aus Grün, dessen riesige Bäume die Heiligtümer versteckt
halten.
Das Königreich wuchs im 9. bis zum 14. Jahrhundert am Nordufer
des Tonle Sap heran, am Großen See, der das geographische Zentrum des heutigen
Kambodscha beherrscht. Im 12. Jahrhundert zählte Angkor, die Hauptstadt des
Khmer-Königreichs, vermutlich rund 1 Million Einwohner. Von hier aus herrschten
die mächtigen Khmer-Könige über ein ausgedehntes Gebiet.
Einer der Tempel - Ta Prohm – hat mich persönlich sehr
beeindruckt, fast noch mehr als das große Angkor Wat. Er legt eindrucksvoll
Zeugnis ab über die Vergänglichkeit der Menschenwerke und die Macht der Natur.
Wie Tentakeln von riesigen Kraken umarmen die mächtigen Wurzeln der Urwaldriesen die Türe, Fassaden, Portale und Mauern dieses Bauwerkes. Sie sprengen selbst die dicksten Wände, doch bewahren sie sie durch ihre Umklammerung, vorm Einsturz, wodurch sie gleichzeitig Zerstörer und Erhalter in einem sind. Die Zeit hat in Abwesenheit des Menschen hier ihr eigenes Kunstwerk geschaffen. Wurzeln huschen wie Schlangen durch dunkle, von Einsturz bedrohte Galerien. Das wilde Durcheinander von eingestürzten Türmen und Galerien macht den gesamten Tempel zu einem unheimlichen Labyrinth. Besonders zwei Bäume sind für diese zerstörerische Macht verantwortlich. Der Kapokbaum und die Würgefeige. Beide beginnen ihr Leben als kleine Setzlinge in den Nischen der Mauern und Dächer. Auf der Suche nach Nahrung lassen die feinen, dünnen Wurzeln keine noch so enge Fuge aus und wachsen schließlich über die Gebäude hinab ins Erdreich. Während Angkor Wat und die anderen Tempel Zeugnis von der Genialität der Khmer-Baumeister der Angkor Periode ablegen, bietet Ta Phrom uns ein Bild von der ungeheuren Fruchtbarkeit und immensen Kraft des Dschungels.
Heutzutage ehren Buddhisten Angkor als heiligen Ort. Hier findet ein von Armut und Krieg gequältes Volk Zuflucht und Erbauung. Mit ausländischer Unterstützung sind kambodschanische Architekten und Kunst-historiker bemüht, das uralte Zentrum ihrer Identität zu restaurieren – und auf diese Weise zu retten.
Doch was tun gegen die vielen Plünderungen, die auch heute
noch anhalten? Die Nachfrage nach Khmer-Kunst in den Vereinigten Staaten,
Europa und Singapur ist erheblich gestiegen. Viele Soldaten und Polizisten,
ausgestattet mit Kalaschnikows, sind bemüht, sich Tag und Nacht gegen die
Diebstähle zur Wehr zu setzen – mit mehr oder weniger großem Erfolg. Die
Plünderungen in den vergangenen Jahren haben mehr Verwüstung angerichtet als
die Kämpfe vor und nach dem blutigem Regime der Roten Khmer. In Angkor Wat gibt
es kaum noch eine frei stehende Statue , die noch einen Kopf hat, viele
Kunstwerke sind komplett verschwunden. Das Nationalmuseum in Phnom Penh
beherbergt in einem wunderschönen, in traditioneller Khmerarchitektur erbauten
Gebäude eine Sammlung von geretteten antiken Skulpturen aus der Angkor-Periode.
Wenigstens hier sind sie vor weiteren Plünderungen gefeit.
Nach 3 überwältigenden, jedoch auch sehr anstrengenden Besichtigungstagen, begebe ich mich auf die weitere Entdeckungsreise dieses faszinierenden Landes. Meine Einreise von Thailand nach Kambodscha (Aranyaprathet – Poipet) war doch recht abenteuerlich: 8.30 Uhr alleiniger Grenzübergang inmitten von kambodschanischen und thailändischen Händlern, anschließend 6 Stunden mit Minibus über eine Sandstraße mit 1.50 m tiefen Schlaglöchern. Die Vorstellung, in Kambodscha könnte man sich nicht frei bewegen ohne Angst haben zu müssen, auf eine Mine zu treten, ist falsch. Fast alle touristisch interessanten Plätze
sind frei von diesen heimtückischen Kriegswaffen. Doch werden die vermutlich drei Millionen Minen, die überwiegend in abgelegenen, vom Tourismus kaum berührten Gegenden noch im Boden versteckt sind, die Bevölkerung noch über Jahrzehnte hinaus gefährden.
Nach der Besichtigung des großen Königreiches von Angkor
führt mich meine Reise nun weiter über den Tonle Sap-See Richtung Phnom Penh.
Auf der 6-stündigen Fahrt auf Deck des Speedboates treffe ich einen Deutschen,
der an meiner „Messetüte“ erkennt, dass ich aus Hannover komme und der mir dann
sofort erzählt, dass er 3 Monate auf der Expo gearbeitet habe und wie toll er
doch diese Veranstaltung gefunden habe und die Messe insbesondere findet. Mit
stolz geschwellter Brust erzähle ich ihm dann, dass ich sogar bei dieser tollen
Messe arbeiten würde und er versinkt in Staunen. Tja, so kann man sogar
ungewollt mit so einer “blöden“ Tüte in fernen Landen Werbung für die Messe
machen!!!!
Phnom Penh, die heutige Hauptstadt Kambodschas scheint
getrieben von einer Aufholjagd. Mit einer begeisternden Dynamik versuchen die
Menschen, die über 20 Jahre ihres Lebens durch Bürgerkrieg verloren haben, den
Anschluss an das moderne Asien zu erreichen. Monat für Monat steigt die Anzahl
der Mopeds und Autos spürbar an.
Der Reiz des heutigen Phnom Penh liegt darin, dass es, obwohl auf dem Weg zu einer typisch asiatischen Großstadt, trotzdem seinen provinziellen Charme noch nicht verloren hat. Die Stadt ist noch weit davon entfernt, ein verpesteter Moloch wie Bangkok zu sein. Asiatisch sind die Menschenmassen, die die Straßen und Märkte beleben, chinesisch die Geschäftsleute, international die Gastronomie und alles vermischt mit einem Schuss französischen Flair. Erstaunlich schnell ist Phnom Penh wieder zu einer relativ reichen Stadt geworden, die sich stark von der armen Provinz absetzt.
Überall in der Stadt trifft der Besucher auf Relikte der französischen Kolonialzeit, die von einer wahrlich beeindruckenden Epoche zeugen und Phnom Penh ihren unverwechselbaren Stempel aufgedrückt haben. Prachtvolle, im Jugendstil erbaute Villen mit blühenden Bäumen bepflanzte Boulevards und frische Baguettes an den Straßenecken machen den Einfluss der „Grande Nation“ übersehbar. Ein Besuch in der Silberpagode mit seinen 5000 Silberfliesen und dem Nationalmuseum lassen ahnen, wie reich einmal Phnom Penh war. Obwohl mich ein Mopedtaxifahrer auf der Fahrt in mein Gästehaus am Abend „in the middle of nowhere“ aussetzt, kein Englisch spricht und nicht weiß, wo wir uns befinden, bin ich sehr angetan von den freundlichen und immer lächelnden Menschen mit dem Krama, dem bunt karierten traditionellen Baumwollschal, ein wichtiges Kleidungsstück und ein vielfach verwendbarer Gebrauchsgegen-stand im Leben der Khmer.
Zum Abschluss meiner Reise in Kambodscha möchte ich noch ein wenig ausspannen und fahre nach Sihanoukville, Kambodscha’s einzigem Seehafen mit mehreren wunderschönen ruhigen Stränden am Golf von Thailand. Auch hier säumen prächtige Villen und Hotels die kleine Straße an der Beach. Und wenn nicht die störenden Sandflöhe ständig pieken würden, wäre das Paradies vollkommen.
Der Reiz des heutigen Phnom Penh liegt darin, dass es, obwohl auf dem Weg zu einer typisch asiatischen Großstadt, trotzdem seinen provinziellen Charme noch nicht verloren hat. Die Stadt ist noch weit davon entfernt, ein verpesteter Moloch wie Bangkok zu sein. Asiatisch sind die Menschenmassen, die die Straßen und Märkte beleben, chinesisch die Geschäftsleute, international die Gastronomie und alles vermischt mit einem Schuss französischen Flair. Erstaunlich schnell ist Phnom Penh wieder zu einer relativ reichen Stadt geworden, die sich stark von der armen Provinz absetzt.
Überall in der Stadt trifft der Besucher auf Relikte der französischen Kolonialzeit, die von einer wahrlich beeindruckenden Epoche zeugen und Phnom Penh ihren unverwechselbaren Stempel aufgedrückt haben. Prachtvolle, im Jugendstil erbaute Villen mit blühenden Bäumen bepflanzte Boulevards und frische Baguettes an den Straßenecken machen den Einfluss der „Grande Nation“ übersehbar. Ein Besuch in der Silberpagode mit seinen 5000 Silberfliesen und dem Nationalmuseum lassen ahnen, wie reich einmal Phnom Penh war. Obwohl mich ein Mopedtaxifahrer auf der Fahrt in mein Gästehaus am Abend „in the middle of nowhere“ aussetzt, kein Englisch spricht und nicht weiß, wo wir uns befinden, bin ich sehr angetan von den freundlichen und immer lächelnden Menschen mit dem Krama, dem bunt karierten traditionellen Baumwollschal, ein wichtiges Kleidungsstück und ein vielfach verwendbarer Gebrauchsgegen-stand im Leben der Khmer.
Zum Abschluss meiner Reise in Kambodscha möchte ich noch ein wenig ausspannen und fahre nach Sihanoukville, Kambodscha’s einzigem Seehafen mit mehreren wunderschönen ruhigen Stränden am Golf von Thailand. Auch hier säumen prächtige Villen und Hotels die kleine Straße an der Beach. Und wenn nicht die störenden Sandflöhe ständig pieken würden, wäre das Paradies vollkommen.
Mit dem Speedboat verlasse ich nach ein paar Tagen dieses
beeindruckende Land (Grenze Koh Kong – Hat Lek) und ich geniesse es, dass ich
eine von den ersten bin, die diesen Grenzübergang in Richtung Thailand benutzen
darf, da er erst seit einem halben Jahr geöffnet ist.
Man sollte Kambodscha jedoch nicht bereisen, ohne sich die
schreckliche Vergangenheit bewußt zu machen, unter der die Bevölkerung
jahrelang gelitten hat. Darum einige Worte dazu:
Kambodscha war von 1863 – 1953 französisches Protektorat.
Die heutige Monarchie wird von König Sihanouk geleitet, der seit 1993, nach 38
Jahren als Politiker, wieder in die Rolle des Königs geschlüpft ist und seither
die Geschicke seines Landes lenkt. Nie wird hier jedoch die Schreckensherrschaft
der Roten Khmer unter Pol Pot vergessen (1975 – 1979), bei dessen Namen den
meisten Kambodschanern und Ausländern ein eisiger Schauer über den Rücken
läuft. Zusammen mit seinen Helfershelfern leitete Pol Pot eine Revolution ein,
deren Radikalität und Brutalität fast alles übertrifft, was die
Menschheitsgeschichte aufzuweisen hat. Er wollte in Vietnam seine Ansprüche auf
das einst von Khmer bewohnte Mekongdelta geltend machen. Vietnam vertrieb dann
1979 die Massenmörder. Der Bürgerkrieg ging jedoch noch bis 1989 weiter bis
dann 1991 ein Friedensvertrag geschlossen wurde und nach der Wahl 1993 mit dem
Sieg der FUNCINPEC und König Sihanouk sich wieder zum König gemachte hatte,
endlich Ruhe einkehrte.
Nach dieser leidvollen Geschichte ist es um so weniger zu
verstehen, dass ein Volk, das 2 Mio Menschen im Bürgerkrieg verloren hat,
versucht, aus den Relikten der Vergangenheit Kapital zu schlagen, indem es aus
dem ehem. Kriegsschauplatz einen Kriegsspielplatz macht und gegen harte
Dollar-Währung (20 Schuss = 25 US §) die übrig gebliebenen Colts und
Kalaschnikows an schießwütige Touristen aus aller Welt, die keinerlei
moralische Bedenken haben, vermietet. Diese dürfen dann ihre perversen Wünsche
nach Vernichtung auf einer so genannten Shooting Range, gemanaged vom
kambodschanischen Militär, ausleben , indem sie auf Zielscheiben und, je
nachdem wie blutig man es mag, auf lebendiges Geflügel schießen und mit
Panzerab-wehrraketen auf 200 Dollar teure Kühe feuern, just for fun.
Ballermann und Urlaubsspaß in einem Land, in dem über den
Massenmord an Menschen penibel Buch geführt wurde? Die Tourismusindustrie boomt
und die Vermarktung Kambodschas nimmt ihren Lauf.
Annette Weirich 2002