Viele Laster treffen ein und warten an der Straße. Ich beobachte, wie eine local Frau einen Fahrer etwas fragt und sie steigt in den Laster ein. Oh, denke ich, DAS wär's doch noch! Also jachte ich hin und frage den Fahrer: Kasa?? Er bejahrt und ich natürlich nix wie hin. Erst später erfahre ich, dass es in ganz Indien den LKW-Fahrern verboten ist, Ausländer mitzunehmen, da die Gefahr zu groß ist, dass der Fahrer einen Unfall baut. Ich schmeiße mein Gepäck in den Frachtraum und steige vorne ein. Die local Frau kann ein bisschen Englisch und wir sind beide happy, dass wir mitgenommen werden. Der Fahrer spricht kein Englisch, aber ist sehr freundlich. Ich frage ihn gleich mit Hilfe meiner Mitfahrerin aus nach LKW-Accessoires und wo ich diese bekommen kann. In Leh hatte ich bereits versucht, diverse Aufkleber, Lampen etc. etc. für meinen Bus zu Hause zu bekommen. Nicht möglich, entweder man versteht nicht, was ich meine oder es gibt keine Shops. Aber auch der Fahrer meint nur: Painter! Witzig. Dann muss ich schon einen "Painter" nach Deutschland einfliegen lassen.... Aber er hat schon Recht, die Laster haben eigentlich weniger Aufkleber, sondern sie sind alle angemalt. Mal sehen, ob ich in Delhi Aufkleber o. ä. finden werde.
Die Fahrt ist natürlich der absolute Hit. Es geht NUR über Geröll, Wasser und noch mal Geröll. Aber das dollste ist natürlich die nicht vorhandene Federung des LKW's. Es ist wirklich nicht zu fassen: Obwohl ich mich mit beiden Händen am Dachgriff festhalte, fliege ich hin und her. Aber ich find's (zuerst) soooo klasse und ich bin stolz wie Oskarine, dass ich endlich mal in einem richtigen Truck sitze und NICHT in den Touricars. Wenn ich zur Teepause und Lunch aussteige und Touris, Motorradfahrer einschl. sämtlicher LKW-Fahrer mich staunend betrachten, kann es nicht schöner sein als aus dem schönsten, teuersten Cabrio der Welt auszusteigen. Ich fühl mich phantastisch. So geht es insgesamt mehr als 7 Stunden. Das Vergnügen lässt jedoch von Stunde zu Stunde mehr nach, da ich allmählich meine Knochen und meinen steifen Nacken spüre. Ich lade Fahrer und Beifahrer (die Spiti-Frau ist bereits ausgestiegen) zum Mittagessen ein, was sie auch dankend annehmen und heimlich stecke ich dem driver 100 Rs in die Hosentasche (er sagt auch nichts, finde ich gut, also alles sehr diskret). Es sind sehr viele Motorradfahrer (mit Begleitfahrzeug für Gepäck einschl. Mechaniker, pah, was für ein Abenteuer....) aus diversen Ländern unterwegs, wie übrigens inzwischen im ganzen Himalaya.
Wir kommen an die "Grenze" zum Bundesland Spiti. Die Gegend unterscheidet sich nur wenig von dem übrigen Himalaya, ist natürlich aber klasse. Es erfolgt wieder eine Passkontrolle und ich erfahre, dass wir nun in einem Landschaftsschutzgebiet sind und keine LKW's mehr fahren dürfen. Mist, also muss ich doch einen "Tourist Bus"-Driver fragen, ob er mich die letzten 52 km mitnimmt. Er sagt sofort. Diese 52 km dauern dann immer noch mehr als 2 Stunden. Mir geht's inzwischen immer schlechter, ich friere wie verrückt vor Erschöpfung und Erkältung. Irgendwie kommen wir in Kasa an, es regnet und es ist wieder ein Fest - wie ich diese Feste allmählich Leid bin, da der Bus nicht ins Zentrum hineinfahren kann. Also heißt es, durch Matsch, Regen mit Gepäck den Berg hinauf zu latschen. ( Ich finde Kasa einfach NUR schrecklich - was sich dann auch die nächsten 2 Tage nicht ändern wird. Ich frage mich: Was schwärmen die bloß alle von Spiti, ich kann's bis jetzt nicht verstehen.)Ich denke, ich schaff es einfach nicht mehr, so kaputt bin ich. Aber irgendwie geht's dann doch noch. Ich finde ein Hotel mit weißen, sauberen Laken, wie ich es hier in Indien lange nicht mehr gehabt habe und bin happy. Aber es gibt kein Wasser - Spiti liegt im tiefsten Hinterland Nähe chinesisch/tibetische Grenze und mit der Versorgung ist es nicht weit her. Ich schmeiße mich also ungewaschen ins Bett, egal, Hauptsache Bett. Ich friere inzwischen wie ein Schneider und fühle mich dermaßen schlecht, dass ich nicht weiß, was passieren wird. Ich habe mir doch zuviel zugemutet mit den tage- und stundenlangen, anstrengenden Fahrten. (Ich will es einfach nicht wahrhaben, dass ich nicht mehr das gleiche Pensum schaffe, wie in den Jahrzehnten zuvor :-)) Ich schlafe 15 Stunden und morgens habe ich große Kreislaufprobleme, Fieber, Durchfall, Erkältung. Also das ganze Programm. Ich überlege, zu einem Doktor zu gehen, aber ich will noch einen Tag warten und schmeiße mir Kreislauftabletten rein.
An Unternehmungen, also Klöster anschauen, nicht zu denken. Ich habe überhaupt keine Kraft und es dreht sich alles. Und das in diesem Sch....Ort. Aber immerhin scheint am Morgen die Sonne.
Internet bzw. WiFi gibt's natürlich auch nicht. Tja, das ist der Preis der Abgeschiedenheit. Und dann noch: Von wegen es sind wenig Touris hier! Jetzt endlich weiß ich, warum die Israelis hier zu 95 % vertreten sind (in Ladakh "nur" ca. 65 % der Touris): Hier kommen sie billiger an Stoff und überhaupt ist alles noch billiger als in Leh. Benehmen wie überall: Mädchen halbnackt auf "coolen" Motorrädern mit "coolen" Israeli-Männern, ebenfalls habnackt. Kommentar? Nein, überflüssig.
Mal sehen, ob ich morgen ein Taxi bekommen kann, um mir die beiden Klöster hier in der Nähe anzuschauen, noch eine Übernachtung und dann mit Taxi zu dem größten und bekanntesten Kloster in Spiti bzw. ganz Indien, kommt direkt nach dem (Dalai Lama) Potala-Palast in Lasa, Tibet. Aber morgen erst mal Permit für die Fahrt nach Spiti besorgen, denn wieder Sperrgebiet, weil so nahe an Tibet dran.