18. Juli 2012

Leh und Rizong

Ein wichtiger Tag für Leh: Ein großer Lama wird erwartet und ist "teaching", d.h. heißt, er hält große "Predigten" und alles lauscht... Während der stundenlangen Rede wird Buttertee gereicht und jeder bekommt ein Schälchen Reis.

ein typischer Ladakhi-Mann mit seiner Gebetsmühle, die unaufhörlich gedreht wird
Wann kommt der ersehnte Lama nun endlich?
alle tragen ihren Festtagskleidung, um ihn gebührend zu begrüßen
und mit großem Getöse erscheint er und alles verbeugt sich vor dem großen Mann



Am nächsten Tag starte ich auf meine Tour nach Rizong, einem Frauenkloster. Ich nehme mir ein Taxi (ca. 22 Euro, also preiswert) und los geht's für ca. 3 Stunden durch die schöne Gegend.



Frauenkloster Rizong
in dem oberen Teil hab ich meine Kammer
Küche der Nunnerie
In diesem Gerät wird Buttertee (Zutaten Wasser, Salz, Tee, Butter bzw. Gee, supereklig) zubereitet

So sieht meine Kammer aus
Solarstromgerät, nur für mein Zimmer


Gemüsegarten der Nonnen, normalerweise leben dort ca. 22 Nonnen
Lehrerin mit Schülerin auf dem Weg nach Leh zum Lama
Wunderbarer Weg zum Kloster



Eingangstür zur Mönchskammer
die "Freiluftkammer" meines Mönchs. Im Sommer lebt er im Kloster Rizong, im Winter in Leh
Übrigens steht auf der Kappe dieses netten Herrn "Ronaldino". Ist doch herrlich, nicht wahr?
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es auch ein Mönch ist oder nur der Koch

Auch dieses Bild bin ich ganz stolz. Der Mönch hat mich in seine Kammer zum Tee eingeladen     

Das ist die Kammer mit "Terrasse" des obigen Mönches

ist das nicht ein süßes Bild von dem Kleenen?  Bin ganz stolz auf diesen Schnappschuss


Kloster Rizong aus der Ferne
und noch mal tolle, nachdenkenswerte Worte des Dalai Lama


und keine Menschenseele unterwegs, wieder was für mich!

schöner Blick aus dem Kloster Rizong
Das Frauenkloster, im Englischen genannt "Nunnery"  einschl. der dazugehörigen Schule liegt in einer fantastischen Umgebung der ladakhischen Berge. Gut, dass ich nicht auf die hiesigen Ratgeber gehört habe und mit dem local bus gefahren bin, da es von der Straße noch mindestens 5 km den Berg hinauf geht. So komme ich also mit meinem Jeep gut dort an. Leider sind zur Zeit nur 6 Nonnen in dem Kloster, da sich alle in Leh bei dem "teaching" (Erklärung siehe oben) des Lama (ein sogenannter hoher Priester) befinden. Sie freuen sich, dass Besuch kommt und bieten mir einen Raum an. Da ich nicht viel erwartet hatte, bin ich überrascht, sogar 2 Matratzen einschl. dickem Bettzeug (dreckig natürlich) auf dem Boden vorzufinden. Ich frage nicht nach dem Preis, da ich weiß, dass sie sich über jede "Spende" freuen. Die "Toilette" ist natürlich der Hit, sie besteht aus einem Abstellraum mit diversen, verstaubten, scheinbar aus dem letzten Jahrhundert bestehenden Geräten - und - einem Loch im Boden. Gestank? Bestialisch! Waschen? Natürlich draußen im ständig fließenden, eiskalten, kleinen Gebirgsbach. Ich schlucke zweimal, aber ich wusste ja, worauf ich mich einlassen  würde. Die Lehrerin ist zu süß: Sie erzählt mir später ihren Lebensweg: Erst mit 18 spürte sie die Berufung zur Nonne. Ihre Eltern waren nicht einverstanden, da sie sich etwas Besseres für ihre Tochter erträumt hatten, sie wollten sie in einem nicht nicht so schwierigen Umfeld aufwachsen sehen, was verständlich ist. Nach jahre-/monatelangem Kämpfen setzte sie sich doch durch und machte in Dharamsala (ihr wisst schon, einer der "erleuchteten" Orte in Indien ihre Ausbildung zur Lehrerin, was nicht dem europäischem Standard entspricht (was ich u. A. ihrer englischen Grammatik entnehme). Sie lehrt Mathematik, Englisch, Philosophie, Hindi. Normalerweise werden die Mädchen und Jungen in frühem Alter ins Kloster geschickt, da die Eltern zu arm sind, ihre Erziehungs und Ausbildung zu bezahlen, also oft ein recht pragmatischer Grund. Man merkt es auch daran, dass die Morgen- und auch manchmal Abendpuja (Gebetszeremonie) immer dann ausfällt, wenn die Lehrerin nicht anwesend ist - wie in meinem Fall am letzten Tag. Aber einen Tag bin ich bei der Puja am Abend dabei. Dies ist dann ein Sprech-Sing-Gebet, manchmal nur eine halbe Stunde lang, manchmal dauert dies einen ganzen Tag. Die Nonnen haben ein sehr hartes Leben, besonders im Winter. In der Gegend gibt es einen ganzen Monat lang keine Sonne, dies bedeutet, dass sie die Wäsche den Berg hinauf schleppen, dort in der Sonne trocknen lassen und wieder runterschleppen. Dann arbeiten sie meistens am Tag im Garten, um für den Winter vorzusorgen. Eine  dreiviertel Stunde Weg geht es den Weg hinunter in das nächste Dorf, hinauf brauchen sie 1 1/2 Stunden.


Am Nachmittag wandere ich durch die recht enge Schlucht hinauf zur Monestry. Mal wieder bin ich berührt von der einzigartigen Landschaft. Oft geht es auf dem Weg neben mir hunderte von Metern hinunter und ich kann verstehen, dass es ständig Erdrutsche durch hinabrollende Gesteinsbrocken bzw. Lawinen gibt. Ich bin meistens alleine unterwegs und kann alles so richtig genießen.
Nach 2 Tagen verabschiede ich mich von den netten Nonnenschülerinnen (leider ist die Lehrerin nicht mehr anwesend), schenke ihnen noch meine restlichen Kaugummies, die begeistert empfangen genommen werden (sind doch eben auch noch richtige Teenager :-)), gebe ihnen eine angemessene donation und mache mich frühmorgens auf den langen Weg zum öffentlichen Bus nach Likir, was natürlich auch wieder ein Abenteuer ist. Bericht im nächsten Post.