7. März 2016

Marokko - Teil 5

Plage Blanche

Ich fahre 60 km nur durch Einsamkeit, nahezu keine Autos mehr,  nur sehe ich ab und an Nomaden mit ihren Ziegen und Schafen. Sendemasten und Radargeräte der Marine Royale tauchen vor mir auf und die Straße endet hier vor der Plage Blanche. Ich fahre ein paar Meter zu einem riesigen Plateau, wo 3 vereinzelte Womos stehen. Vor mir der mehrere hundert Meter breite, weiße Strand, deswegen der Name. Hier gibt es nur einen Posten der 'Forces auxiliares', einer Militäreinheit und ein paar ehemalige Ferienbungalows, die nicht mehr genutzt werden. Das Projekt ist glücklicherweise gestoppt worden und das Paradies bleibt.  Ich gehe hinunter ans Meer und laufe und laufe, außer ein paar Anglern nichts als Weite und Einsamkeit. Gut, dass ich die lange Fahrt nicht gescheut habe. 

Tafraoute ist ein entzückendes, 1000 m hoch gelegenes Örtchen im Antiatlas inmitten von fantastischen, bizarren Granitfelsen. Berber haben ihre schwalbennestartigen Dörfer an die Hänge gebaut. Ich habe Glück, zu dieser Zeit blühen die Mandelbäume, es findet das Mandelblütenfest statt. Die Stadt ist bekannt für die bestickten Lederschuhe und da schlage ich natürlich auch zu und kaufe ein paar knallpinke Stiefel, siehe unten, endlich meine Farbe! 
Die Berberfrauen sind dekorativ in dunkelblaue, mit Goldborden abgesetzte Tücher gehüllt. 

Auf Nachfrage noch ein paar Infos bzgl Auto sowie Alleinefahren für die nicht so versierten Reisenden unter euch: 

Stehe oft auf freien Plätzen, wie hier in Tafraoute, man nimmt einen Euro pro Platz, ist aber nicht bewacht, 90 % Franzosen (alles Rentner, so wie ich), Wasserwagen kommt einmal am Tag vorbei und man kann aufladen. Brotwagen sowie Kunstmaler, Autolackierer/Reparateure kommen regelmäßig vorbei. Nervende Jungs /Leute wenig bis gar nicht. Alle Autos kommen ohne Strom aus und oft bleiben die Touristen ein paar Monate hier. 

Meine Hexenkutsche find ich nun immer besser, vor allem, seit ich die Feinheiten raus habe, wie ich duschen kann. Was für ein Genuss! Was für eine Unabhängigkeit von Campingplätzen! Lebensmittel (vor allem Käse in Massen) hab ich genug dabei. Meine "Waschmaschine" besteht aus einem Eimer mit Waschmittel,  in den ich alles Schmutzige rein schmeiße, damit oft weiterfahre und somit "schleudere", anschließend noch mal abspüle und fertig ist die Sache. 

Auch in Tafraoute finde ich sofort wieder nette Leute, sogar aus D, mit denen ich nette Tage verbringe. Also nix mit der angeblichen Einsamkeit, wenn frau alleine auf Reisen geht - außer der Einsamkeit, die ich ab und an extra aufsuche. Wichtig sind für mich nur immer Musik aus dem IPod, Bücher und gutes Essen. Bzgl Strom werde ich sofort zu Hause Auto aufstocken mit 2 100er Solarpaneelen, könnte ich hier auch machen lassen, aber ist qualitativ nicht mit denen in D zu vergleichen. Dann werde ich, sobald wieder Kohle da, Auto hochlegen lassen, um besser  über Pisten fahren zu können. Dann werde ich eine "Absicherungsaktion" mit Schlössern, Fenster-/Dachverriegelungen etc machen. Dies hauptsächlich wg Spanien und Frankreich. 
Man sagt mir immer, dass ab und an auch Frauen alleine bzw meistens mit Hund unterwegs seien, aber ich treffe leider nie welche. 

Wetter IMMER totale Sonne den ganzen Tag, abends ab 18.00 Uhr oft kalt. Wenn ich über etwas froh bin, dann ist es der zus. Einbau meiner Dieselheizung! Somit bin ich unabhängig vom Gas und habe es immer gemütlich warm. Apropos Gas! Habe 2 Flaschen a, ich glaube 11 kg oder so,  mit. Nehme immer noch die 1. Flasche. Hoffe, die beiden Flaschen reichen bis zu meiner Rückkehr nach D. Nachts schalte ich den Kühlschrank aus, morgens schalte ich Gas wieder an, kleinste Stufe, reicht. 

Marokkaner wenig nervig, und das auch nur in touristischen Gebieten. Frauen brauchen überhaupt keine Sorgen zu haben bzgl Belästigung. Klare, lautstärke Ansage an die Kerle und alle verschwinden! 

Fahre in diesem Jahr komplett anders als sonst. Lass mir Zeit, bleibe lange an Orten, genieße dadurch tolle Kontakte und genieße die nähere Umgebung. 

Ach ja, und die Flöhe sind auf dem Abmarsch. Juckreiz wenig, Pickel noch da, aber es scheint besser zu werden. 

In Marrakech ist bis Mai die Biennale, freu mich irre darauf in ein paar Wochen! 

Internet oft gut, denke aber, es wird in den Bergen schlechter (aus dem Grund gleich ein neuer Post , weil unbekannt, wann das nächste Mal). Hier in Tafraoute nur am Morgen gut, deswegen hab ich mich jetzt mal früh ans Schreiben begeben. Habe eine Sim für 3 Euro, 10 Euro ab und an aufladen. Dann bin ich weitestgehend unabhängig. Telefon das Gleiche. Also alles wenig Kosten. 

Noch Fragen? Bitte melden. 


Auf Wunsch hier mal die verschriebenen Medikamente. Helfen, aber die Pickel verschwinden nur wenig.


Ich bin am Plage Blanche, Nähe Guelmin. Meist ist es windig, doch ich erlebe auch totale Windstille, Sonne pur, tagsüber gefühlte 25 Grad, abends und nachts kann es schon mal um die 4 Grad sein.


Ausblick aus meinem Auto. Am Morgen bekomme ich Besuch von marokk. Ziegen 

Wie sehr genieße ich die Einsamkeit. Nur wenige Wohnmobile stehen hier "frei in der Gegend rum". 
Kein Strom, kein Wasser, kein Klo, kein Geschäft, toll, genau was für mich. Man muss schon gut vorsorgen mit allem, wenn man sich hier her traut. 


ich laufe stundenlang am Meer lang und genieße dasTraumwetter, den Strand und die Einsamkeit

Ab und zu schaue ich einem Fischer beim Einholen seiner Netze zu

ist sicher nix für Jeden, so alleine zu stehen, für mich toll



ich komme gerade rechtzeitig zum Festival des Amandiers in Tafraoute, also das einmal im Jahr zur Mandelblüte stattfindende Mandelblütenfest. 

Genauso wie bei uns gibt es eine Festbühne mit Musikdarbietungen (abends), ein Großzelt und einige kleine, weiße Spitzzelte, in denen Produkte aus der Region angeboten werden, wie Honig, Arganöle, Schmuck, etc. bei Letzterem schlage ich natürlich wieder zu und kaufe mir bunte, "Knüddelketten, Armbänder usw., eine besondere Art von Handarbeit. Foto unten. 

Ich schieße Fotos einfach in die Menge und zoome hinterher einzelne Personen heran, wie z. B. diese Frau. Sonst ist es nicht möglich, Frauen zu fotografieren, Sie wenden sich sofort ab, wenn sie einen Fotoapparat sehen. 


Die Eine zieht sofort ihren Schleier vors Gesicht, als sie mich sieht

Es gibt superhübsche Mädchen und Frauen. Wollte unbedingt eine besonders Attraktive erwischen, hat leider nicht geklappt

Ja, junge Männer darf man überall  fototechnisch "abschießen", aber wer 
will die schon? Ich nicht. Wundert mich, dass ich überhaupt noch junge Männer sehe, ich dachte, die sind jetzt alle in Deutschland und......

3 Grazien auf dem Weg zum Festplatz. Für die ganze Umgebung ist das Fest DAS Ereignis des Jahres

Ich mache einen kleinen Spaziergang durch die unglaublich tolle Gegend 

Ich stehe mit meinem Auto in Tafraoute am allerletzten Ende der vielen Wohnmobile. Ich versuche immer, mich, soweit es geht zu separieren von den "Weißen" (was ich ja auch noch bin, schluchz)

Blick aus dem Auto am Morgen, ich bekomme wieder Besuch 

Markt in Tafraoute, ich liebe Märkte, es gibt immer was zu entdecken 

Gaaaanz hinten unterhalb des Berges kann man die vielen Wohnmobile erahnen

Blick vom Hotel "Des Armandiers" auf den Ort und den Stellplatz. 


Das tolle Hotel von unten. Ich denke, MAL kann ich es ja wagen, hier zu essen. Aber auch hier grauenhaft - wie in ganz Marokko. Jetzt haut nicht auf mich ein, das Essen IST grauenhaft, Tajines auch, weil selten gut gewürzt,  deshalb koche ich fast immer selber - und es schmeckt. Gestern Gemüseauflauf mit Gorgonzolakäse! Ein Gedicht! Natürlich mit Omnia! 


Meine neuen lilafarbenen Schuhe, crazy, nicht? Die ersten neuen Schuhe seit April, kann ja nichts Anderes tragen als den orthopädischen Müll wg Fersensporn seit 1/2 Jahren. 

Meine Knüddelkette
















































Marokko - Teil 4 - Flohattacke

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War's die freche Laus oder war's der geile Floh
Wer ließ mich nicht mehr werden froh? 

Es fängt alles an in der Oase Tighmert bei Guelmin, Marokko, Februar 2016.
Ich begebe mich in meinem neuen Wohnmobil, der Hexenkutsche, zur Ruh und will schlafen, doch was ist das? Es juckt der Body  mehr und mehr. Wenn es an der richtigen Stelle ist, hab ich eigentlich nix dagegen, aber nein, der ganze Körper schreit nach Kratzen! 
Oha, ich denke, Mückenalarm.  Also, es wird gesprüht, was das Zeug hergibt. Komisch ist jedoch, dass weder Mücken noch anderes Getier zu sehen, hören, ertasten sind. Ich bilde mir ein, die ganze Matratze krabbelt....
Die Nacht ist vorbei. Der Juckreiz bleibt, erst einen Tag, dann weitere Tage, schließlich werden es ca 8 bis 9 Tage. 
Ich denk mir nix dabei, kann ja gut verdrängen. ...

Bin inzwischen am Traumstrand Plage Blanche. Der Juckreiz lässt nicht nach, im Gegenteil, ich kühle mit Waschlappen, bete zu Allah, nix hilft. In der 3. Nacht bekomme ich eine allergische Reaktion, die seinesgleichen sucht. Rasend am ganzen Körper bilde ich mir Sehstörungen ein, überlege, welches Gift ich im Körper haben könnte, überarbeite im Kopf mal wieder mein Testament usw. 
Also am nächsten Tag ab ins Krankenhaus nach Guelmin,eine ehemals wichtige Karawanenstation auf dem Weg nach Timbuktu, eine Garnisonsstadt in einer wüstenhaften Umgebung. 
Mehrere kleine Gebäude, von außen recht gepflegt ausschauend,  reihen sich aneinander. Nun was tun, wen und wie ansprechen? 
Heulende Kinder, Männer in Nachthemden (typische örtliche Kleidung in Marokko), Frauen in schwarzen Gewändern und mit Gesichtsschleiern verhüllt rennen ziemlich konfus durch Gänge, Zimmer, "Behandlungsräume". Ich bin scheinbar in der Notaufnahme. Wer um Himmels Willen ist hier so etwas wie ein Arzt? Ich schnappe mir eine an mir vorbei rasende,  ca 1.50 m kleine, frauliche Gestalt in Weiß mit schwarzem Kopftuch und frage sie erst mal, ob sie Englisch spricht. Ach, wie komme ich bloß auf eine solche Idee, ist ja eine zu blöde Frage. Natürlich nicht, ok, also Französisch, auch gut. Was ich denn wolle. Inmitten von mind. 15 wartenden, mich anstarrenden und mir zuhörenden Menschen aller Couleur erkläre ich, dass ich einen allergischen Schock hatte und deute auf eine meiner in DIESER Situation möglich zu zeigenden, befallenen Stellen an meinem Arm. Wenn ich meine Hose am Bein gelüftet hätte, wären sicher alle Starrer in Ohnmacht gefallen. Die  Weißgekleidete schaut kurz auf meine Stelle, scheint sofort Bescheid zu wissen, fragt mich, ob ich eine Spritze haben wolle. Ich will ihr noch die Medikamente zeigen, die ich immer nehmen muss, könnte ja interessant sein. Aber ne, ist nicht von Bedeutung. Ich will eine Spritze, egal, was für eine, aber mir soll geholfen werden. Sie sagt einem jungen Weißkittelmenschen, scheinbar Arzt, in einem ca 5 qm großen Raum- scheinbar die Notaufnahme- , dass er mir das und das geben solle.  In diesem Raum befinden sich ein ca 95jähriger Opa, umringt von 3 Angehörigen, ein 2. Weißkittelmensch gibt ihm gerade eine Spritze in den Kopf ( mich graust es beim Hinsehen), ein weiterer, auf einer Bank Liegender stöhnt, ein Weißkittel spricht ihm gut zu. Unaufhörlich strömen weitere Wartende von draußen rein, wir sind jetzt ca 12 Leute. Ich mitten drin. Einem der Weißkittel wird es zuviel, er schmeißt erst mal alle lautstark raus, außer Opa (der kann ja schließlich von selber auch nix mehr), dem Jungen, 3 Weißkitteln und mir. Ok. Mir wird der Arm abgebunden, ich schaue weg, will nicht sehen, auf was ich mich da einlasse. Ich linse dennoch mit einem Auge auf den Arm und was sehe ich? Ein gummiähnliches, aufgeblasenes Etwas steht seitlich etwas ab. Ein (gefülltes) Kondom? Ich starre neugierig/entsetzt nur noch auf dieses Gebilde! Ich finde die Situation nunmehr eher lustig als bedrohlich und fange an zu gnickern.....mein Weißkittel fängt an, mich nach meinen familiären Verhältnissen zu befragen, ich antworte sogar, find alles witzig, nur weiß ich nicht, was ich überhaupt gespritzt bekomme, denke aber, sicher eine antiallergische Dröhnung. Ok, er sucht ziemlich lange nach der Vene. Ich denke, meine Güte, schieb das Ding endlich rein und gut is. 
Irgendwie schafft er es und nimmt das ominöse Gummiding ab - und siehe da, es ist ein Gummihandschuh (was sollte man auch sonst nehmen?),  ich grinse mir einen...

Ich frage meinen Behandler, was denn nun weiter mit mir geschehen würde. Ja, jetzt müsse ich noch zum Arzt. Ich erstarre. Zu einem Arzt? Was zum Teufel ist denn er??? Ich will's nicht mehr wissen und rausche raus. Aber wohin bloß? Chaos wie vorher auf allen Gängen. Da, ein Zimmer mit einer Nummer 2. 
Ich solle mich einer ca. 15 Kinder-, Frauen-, Männerschlange anschließen. Im Sprechzimmer (Tür steht offen) ein Minischreibtisch, Papiere, 1 Stempel mit Stempelkissen, wie sich herausstellt, ein sehr gefragtes Utensil. Die Menge quetscht  sich wieder langsam in diesen Raum. Ach, da sitzt ja die kleine Weißgewandete mit schwarzem Kopftuch, also scheinbar wirklich die Ärztin. Um Himmels Willen, wie komme ich da rein und vor allem wann? Der Raum füllt sich minütlich.  Eine in einem rosa Bademantel auf einem Bein humpelnde Frau wankt aus dem Raum, stürzt sich auf meinen Nachbarstuhl. Bin ich hier im Panoptikum? Also Sitzen bringt hier gar nichts. Die Ärztin ist mittlerweile komplett verschwunden, dafür stehen aber mehr als 10 Personen um ihren Schreibtisch herum. Ich kriege einen Lachanfall. In der Zwischenzeit kommt mehrmals ein Securitymann, nimmt sich den Stempel, knallt ihn auf einen Fetzen Papier und rauscht von dannen. Ich überlege, es ihm gleichzutun, wenn ich nur wüßte, was ich für ein Medikament brauche.

Nach ca 20 Minuten erscheint die Ärztin, schmeißt wieder alle raus, ich folge ihr auf den Fersen, bedränge sie mit Fragen und ob ich ein Rezept bekäme oder nicht. Antwort: Natürlich müsse ich ein Medikament bekommen. Sie fragt nach meinem Namen und Alter. Annette reicht ihr als Antwort, sie kritzelt irgend etwas auf einen Zettel, knallt den Stempel drauf und ich solle mich vom Acker machen. Von Bezahlung der Spritze ist nicht die Rede.  Ich weiß immer noch nicht, was ich denn nun habe. Aber Diagnosen werden auch wirklich überbewertet.....

Wieder durch lange Gänge zur Krankenhausapotheke. Ein Lager,  wie früher Aldi in den Anfängen. Ne, DAS Medikament hätten sie nicht, also ab in den Ort zu einer der gefühlten 100 Pharmacien in Guelmin. In der 2. hat man die Medizin, eine süße Flüssigkeit, keine Ahnung, was das ist. 

Neben mir spricht mich ein älterer Marokkaner, Hamid, in fließendem Deutsch an. Er hat mein Auto mit der Nummer gesehen und ist mir scheinbar in die Apotheke gefolgt. Er kommt tatsächlich aus Laatzen IN Hannover, bringt immer Autos von Hannover nach Mali. Scheint immer noch ein gutes Geschäft zu sein.....
Egal, er erklärt mir erst mal, was ich denn nun habe. Wäre vollkommen klar: Läuse. Ach ja? Na gut, oder auch nicht. Wenigstens einmal in meinem Leben Läuse zu haben, ist ja auch was. 
Hamid ist wirklich sehr nett und wir trinken einen Tee im Café. Er rät mir zu einer sofortigen Hamamm-Behandlung sowie einer totalen Reinigung meines kompletten Autos, meiner Kleidung. Er kenne "zufällig" eine Frau, der ich vertrauen könne. Ich freue mich auf eine Komplettreinigung und bin einverstanden. 

Er fährt mit Moped vorweg und ich düse mit meinen 3,5 t durch Minigässchen, werfe fast Verkaufsstände um, überfahre Fahrradfahrer (Scherz) und wir holen die Dame in einer dubiosen Straße ab. Sie steigt bei mir ein und wir fahren zum Großparkplatz Marjane. Das nächste Chaos beginnt: sie entfernt fast alles aus meinem Auto: Bettzeug, Bett, Teppiche, Tücher, wäscht meine Klamotten, sprüht alles mit Desinfektionsmittel ein (welches ich glücklicherweise dabei habe). Meine Klamotten werden vor Ort gewaschen. Auf dem Parkplatz wird sicher das ein oder andere Wohnmobil gestaunt haben über die reinliche Frau aus Hannover. Der hannoversche/marokkanische Hamid kommt und kontrolliert, ob auch alles in Ordnung geht. 
So langsam finde ich seine Aufdringlichkeit nervig. Wann kommt es? Ja, dann rückt er raus. Ob er ein paar Infos von mir an einen seiner Bekannten ( mit Heiratsabsichten )in Hannover geben dürfe. Hä? Was für Informationen? Ich glaub, ich spinne. Ne, das geht natürlich gar nicht. Ich bin doch sowas von verheiratet! Er gibt mir seine Tel.Nr., fragt nicht nach der Meinigen, puh, welch Glück! 

Ok, die Putzdame ist fertig und wir fahren zurück, holen in ihrem Hause die Körpermittelchen und ab geht's ins Hamamm. 
Dieses Waschhaus für Frauen besteht aus 4 Räumen: einem Ankleideraum und 3 dunklen, jeweils immer heißeren Räumen (saunaähnlich), in denen Frauen auf dem Boden hockend sich selber bzw gegenseitig waschen und mit Kratzhandschuhen abrubbeln. Nun werde ich also mit diversen Mittelchen eingerieben und abgeseift. Natürlich bin ich als Europäerin DAS Ereignis in dem Hamamm. Aber es gefällt mir super und ich genieße es,  so komplett sauber zu werden wie noch nie. Und vor allem ist es sooo toll, an meinen immer noch juckenden Pickelstellen abgerubbelt zu werden. Ich stöhne leise vor mich hin: weiter, mehr, das tut ja sooo gut! Na, was denkt ihr denn wieder? Pfui! 

Nach 2 Stunden bin ich komplett erledigt und wanke mit Kreislaufproblemen nach draußen. Die Bezahlung beträgt  39 Euro für alles. Leider bekommt die gute Frau aber sicher nur einen Minianteil, den Hauptteil der Kohle sackt der Typ ein. Sauerei! 
War DAS ein Tag! 

Inzwischen wird mir gesagt, meine roten Schwellungen seien entweder Flöhe bzw Sandflöhe, die man hier leicht bekommen könne, nichts Besonderes für Marokko. Kann sein, dass ich diese Pickel nun noch bis zu Hause "genießen" darf. 
Aber - die Geschichte war's Wert. 

Eingang zum Krankenhaus in Guelmin

Die gute Putzfee und Hamammfrau

Große "Entflohungsaktion"






23. Februar 2016

Marokko - Teil 3

Viele von euch können sich vielleicht nicht vorstellen, WIE schön es hier in Marokko und dann noch mit dem Womo ist. Die Standplätze waren bisher immer am Wasser. Ich bin wieder soooo begeistert vom Überwintern hier. Es steht schon fest, ich komme immer und immer wieder hier her.

Während manchmal  Frauen in meinem Alter ein Ziel nach dem Anderen in der Welt abhaken, um bloß viele Länder, viele "Besonderheiten" noch in den verbleibenden Jährchen "abzuarbeiten" (hetz, hetz, hetz), so genieße ich mehr und mehr das ruhige Relsen und auch An-einem-Ort-bleiben-können wie in den vergangenen 3 Wochen. So ohne großes Ziel sich treiben zu lassen ist für mich der größte Luxus, den ich mir vorstellen kann. 

Bin jetzt in der schönen Oase Tighmert angekommen. Es sind die Dauerwohnmobilisten Sven und Doreen, die mir im Internet diesen tollen Tipp gegeben haben. Ihr solltet euch unbedingt deren Internetseiten mal anschauen, ich sage euch, es lohnt sich, Adressen siehe unten. Und Doreen kann kochen, der Wahnsinn. Schaut euch mal ihr erstes Womokochbuch an, der Hit, werd ich mir sofort zu Hause bestellen! 

Es sind auch noch deren sympathische Freunde hier, Cerstin und Reinhold, 2 Norddeutsche mit Cabrio und Wohnwagen. Es ist einfach klasse, gemeinsam in dieser ruhigen Gegend zu entspannen. Der Campingplatz ohne Elt und nur kalte Dusche ist einfach süß, wir sind teilweise nur 3 Autos. Und dann das tolle Wetter! Keine Wolke am Himmel, nur Sonne, tags 23 Grad, abends ca 17, toll zum Schlafen. Und das im Februar ! 

Ach, noch Richtigstellung: Westsahara ist KEIN autonomes Gebiet, sondern wird von Marokko besetzt. 

    Unterwegs bei Sidi Ifni



    Womostellplatz in Sidi Ifni. Zuerst dachte ich, oh je, aber dann.... hab ich mir ein tolles, ganz am Ende gelegenes Plätzchen ausgesucht, siehe unten 

    Sidi Ifni ist nett, aber auch nicht DER Brüller




    Ja also, ich bin das gaaanz linke Womo, doch nett, nicht wahr? Vor mir nur das tosende Meer, sonst nix

    Sehr gepflegtes Sidi Ifni 

    Der letzte Franz. Supermarkt Marjane, (glaube ich jedenfalls, will nix Falsches behaupten) vor der Wüste. Jedes Womo deckt sich hier ein. 

Doreen ist ihrem Element. Was es gibt? Pürierte, marokkanisch gewürzte, von uns Frauen gemeinsam "gerollte" und draußen frittierte Kichererbsenbällchen" mit Salat und Pfefferminzsauce, die Wucht! 


   Man schreibt hier in der Oase wie man spricht.... süß

    Oase Tighmert 



    Der erste Sonnenuntergang in der Oase, bezaubernd 

Der blaue Kasten mit "Bewohnern" Sven und Doreen.
www.kasteninblau.de
www.kochen-und-backen-im-wohnmobil.de

Hexenkutsche, die sich bisher gut bewährt hat. Ich habe unendlich gute Tipps bzgl. Verbesserungen und Erweiterungen bekommen. Danke Sven und Doreen! 

Reinhold und Cerstin mit Cabrio und Wohnwagen! 

Plausch am Nachmittag 

Eine Wanderung durch die Oase. Die Landschaft ist meistens trocken. Nur ein paar Monate nach intensivem Regen wachsen Pflanzen und Felder aus dem Boden. Interessante Infos zu dieser Oase auf  der Internetseite vom kasteninblau. 

Abends bekommen wir von Mohammed, dem Chef des CP, einen riesigen Teller mit Couscous, Gemüse und Kamelfleisch serviert



    Damit ihr mal seht, wie weit unten ich bin, siehe Guelmin